Der Milchspendereflex ist ein Mechanismus im weiblichen Körper. Er sorgt dafür, dass deine Muttermilch aus den Milchdrüsen in deine Brustwarzen gelangt. So wird dein Baby während des Stillens mit genügend Muttermilch versorgt und kann sich in aller Ruhe satt trinken.
In diesem Beitrag erfährst du, wie der Milchspendereflex genau funktioniert, wie du den Milchspendereflex auslösen kannst, wie er sich anfühlt, und was du tun kannst, wenn er zu stark oder zu schwach ist.
Dieser Beitrag enthält folgende Abschnitte:
- Wie entsteht der Milchspendereflex und wofür wird er benötigt?
- Wie fühlt sich der Milchspendereflex an?
- Wie kann ich den Milchspendereflex auslösen?
- Zu starker Milchspendereflex
- Milchspendereflex zu schwach
- Milchspendereflex bleibt aus
- Zusammenhang Milchspendereflex und Fettgehalt der Muttermilch
Wie entsteht der Milchspendereflex und wofür wird er benötigt?
Der Milchspendereflex beschreibt einen physiologischen Prozess, der sich während des Stillens ereignet. Dieser Reflex ermöglicht es, dass deine Muttermilch zu den Brustwarzen transportiert wird und für dein Baby verfügbar ist. Manche Mütter verwechseln den Milchspendereflex mit dem Milcheinschuss, mit dem die anfängliche Freisetzung von Muttermilch in den ersten Tagen nach der Geburt gemeint ist.
Im Detail funktioniert der Milchspendereflex folgendermaßen: Wenn dein Baby an deiner Brust saugt oder du Milch abpumpst, werden spezielle Rezeptoren in den Brustwarzen stimuliert. Diese Rezeptoren senden Signale an dein Gehirn, insbesondere an deinen Hypothalamus. Dieser Teil deines Gehirns spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Hormonen.
Sobald die Signale deinen Hypothalamus erreichen, veranlasst er die Freisetzung eines Hormons namens Oxytocin. Oxytocin ist der Schlüssel zum Milchspendereflex. Wenn dieses Hormon ausgeschüttet wird, bewirkt es Kontraktionen der Muskelzellen um die Milchgänge in deinen Brüsten herum. Diese Kontraktionen drücken die gespeicherte Muttermilch in Richtung deiner Brustwarzen. Und genau in diesem Moment kannst du den Milchspendereflex spüren.
Wie fühlt sich der Milchspendereflex an?
Einige Mütter beschreiben den Milchspendereflex als ein leichtes Kribbeln, andere als ein Ziehen oder sogar als ein angenehmes Wärmegefühl in der Brust. Wie genau sich der Milchspendereflex anfühlt, kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein.
Wie kann ich den Milchspendereflex auslösen?
Normalerweise setzt der Milchspendereflex ein, wenn dein Baby kräftig saugt. Er kann aber auch anderweitig ausgelöst werden:
- Du berührst oder stimulierst deine Brustwarzen anderweitig.
- Du kannst den Milchspendereflex beim Abpumpen auslösen.
- Du riechst an der Kleidung deines Babys.
- Du hörst dein Baby weinen.
- Du hast Geschlechtsverkehr.
Um den Milchspendereflex auszulösen, kann es sogar reichen, wenn du nur an dein Baby denkst. Dein Körper ist erstaunlich empfindsam, wenn es um die Bedürfnisse deines Babys geht. Erzwingen oder beschleunigen kannst du den Milchspendereflex allerdings nicht.
Wie oft wird der Milchspendereflex beim Stillen ausgelöst?
Der Milchspendereflex wird normalerweise mehrmals während einer Stillmahlzeit ausgelöst. Anfangs setzt er ein, um die Milchgänge zu füllen, und danach in kürzeren Abständen, um sicherzustellen, dass dein Baby genug Milch erhält.
Wann reguliert sich der Milchspendereflex?
Üblicherweise reguliert sich dein Milchspendereflex von selbst und passt sich genau an die Bedürfnissen deines Babys an. Dabei kann sich dein Körper umso besser anpassen, je öfter und effizienter dein Baby an deiner Brust saugt.
Zu starker Milchspendereflex – was tun?
Ein zu starker Milchspendereflex kann eine Herausforderung sein, da dein Baby sich während des Trinkens leicht verschlucken kann und das Trinken an der Brust dann möglicherweise verweigert. Vielleicht ist dein Baby auch in der sogenannten Brustschimpfphase oder hat eine Saugverwirrung und verweigert das Stillen deshalb.
Die Ursachen für einen zu starken Milchspendereflex können vielfältig sein: Stress, eine übermäßige Stimulation der Brustwarzen, eine genetische Veranlagung oder auch hormonelle Veränderungen können ursächlich sein.
Um das Problem zu lösen, kannst du Folgendes versuchen:
- Stille in einer entspannten Umgebung.
- Nimm eine bequemere Position ein, in der dein Baby den Milchfluss besser kontrollieren kann: Rücke dein Baby näher zur Brust, sodass es den Milchstrom verlangsamen kann.
- Versuche, gegen die Schwerkraft zu stillen, indem du dir dein Baby auf die Brust legst oder dich beim Stillen weit zurücklehnst.
- Führe kurz vor dem Stillen eine Brustmassage durch und lasse die erste Milch herauslaufen
- Falls du zu viel Milch in einem Strom abgibst, versuche, die Brust kurz vor dem Stillen leicht abzupumpen, um den Druck zu verringern.
- Um zu verhindern, dass die erste Milch nicht direkt in den Rachen deines Babys läuft, kannst du ein Stillhütchen verwenden. Bevor du das versuchst, solltest du dich aber mit deiner Hebamme oder Stillberaterin besprechen.
Milchspendereflex zu schwach – schnelle Hilfe
Ein zu schwacher Milchspendereflex kann dazu führen, dass dein Baby nicht ausreichend Milch bekommt. Solltest du das Gefühl haben, dass dein Milchspendereflex zu schwach ist, kann das an einer unzureichenden Stimulation deiner Brustwarzen liegen. Helfen kann dir in dem Fall Folgendes:
- Stille dein Baby möglichst oft.
- Pumpe regelmäßig Milch ab, um deinem Körper zu signalisieren, dass er mehr Milch produzieren soll.
- Achte darauf, dass dein Baby innerhalb eines Tages mindestens 10-12 mal deine Brust stimuliert, indem es trinkt. Ist dein Baby nicht in der Lage, so oft zu trinken, solltest du genauso häufig abpumpen.
- Warme Kompressen oder leichte Brustmassagen können helfen, die Durchblutung deiner Brüste zu fördern.
- Suche die körperliche Nähe zu deinem Baby und versuche, viel Hautkontakt mit deinem Baby herzustellen.
Was hemmt den Milchspendereflex?
Der Milchspendereflex kann durch verschiedene Faktoren gehemmt oder beeinträchtigt werden, unter anderem:
- Stress und Anspannung
- Schmerzen oder andere körperliche Beschwerden
- Milchstau
- Psychische Probleme
- Fehlende oder unzureichende Brustwarzenstimulation
- Medikamente
Was kann ich tun, wenn der Milchspendereflex schmerzhaft ist?
Üblicherweise sollte der Milchspendereflex nicht schmerzhaft sein. Ist er es doch, können verstopfte Milchgänge oder Infektionen die Ursache sein. Wir empfehlen dir, deine Hebamme anzusprechen, wenn dir der Milchspendereflex Schmerzen bereitet und ggf. auch deine Ärztin oder deinen Arzt aufzusuchen. Es ist nämlich möglich, dass der Schmerz, den du verspürst, eine Ursache hat, die behandelt werden muss.
Milchspendereflex bleibt aus – und jetzt?
Auch ein fehlender Milchspendereflex kann verschiedene Gründe haben: Stress, Hormonschwankungen oder eine unzureichende Stimulation der Brustwarzen sind mögliche Gründe dafür, dass bei dir kein Milchspendereflex ausgelöst wird.
Der Milchspendereflex kann sich von Frau zu Frau unterscheiden. Wenn du Schwierigkeiten mit dem Milchspendereflex hast, kann dir eine Stillberaterin helfen. Auch deine Hebamme kann dir gezielte Ratschläge geben und die Unterstützung bieten, die du brauchst. Häufig lässt sich ein ausbleibender Milchspendereflex durch Entspannung, richtiges Anlegen oder Abpumpen lösen. Zum Glück ist das ein sehr seltenes Phänomen.
Kann ich auch ohne Milchspendereflex stillen?
Ohne Milchspendereflex zu stillen, ist natürlich schwierig. Natürlich kann dein Baby trotzdem an deiner Brust saugen und von der beruhigenden Wirkung profitieren – satt wird es jedoch nicht. Wir empfehlen dir, Hilfe in Anspruch zu nehmen, um deinen Milchspendereflex anzuregen, wenn er gehemmt ist oder ganz ausbleibt.
Wie hängt der Milchspendereflex mit dem Fettgehalt der Muttermilch zusammen?
Der Milchspendereflex beeinflusst den Fettgehalt deiner Muttermilch. Wenn der Milchspendereflex aktiv ist, wird die sogenannte fettreichere Hintermilch freigesetzt. Es ist wichtig, dass dein Baby Hintermilch trinkt, da die vorderen Milchmengen nicht so viele Kalorien und Nährstoffe enthalten, sondern eher durstlöschend sind.
Dank des Milchspendereflexes bekommt dein Baby also sowohl die durststillende als auch die nährstoffreichere Milch, die es für sein Wachstum und seine Entwicklung benötigt. Bei Fragen und Problemen kannst du dich jederzeit an deine Hebamme wenden. Sie hilft dir dabei, erste Schritte beim Stillen zu meistern und unterstützt dich, wenn du Probleme mit dem Milchspendereflex hast.
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Dieser Beitrag entstand mit der
fachlichen Beratung von Swantje Outzen.
zusätzlich ausgebildete Still- und Laktationsberaterin
und ausgebildete Trageberaterin. Sie wohnt mit ihrer
Familie in Hamburg und arbeitet aktuell
als freiberufliche Hebamme.
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