Wenn deine Muttermilch nur unvollständig abfließt und sich in den Milchgängen sammelt, spricht man von einem Milchstau. Welche Ursachen ein Milchstau hat, was du gegen die Schmerzen und Schwellungen in der Brust tun und wie du einem Milchstau vorbeugen kannst, erfährst du hier.
Dieser Beitrag enthält folgende Abschnitte:Welche Ursachen kann ein Milchstau haben?
Ein Milchstau kann verschiedene Ursachen haben:
- Es dauert einige Zeit, bis sich die Milchproduktion an die Bedürfnisse deines Babys angepasst hat. Bis dahin läuft sie auf Hochtouren. Wenn deine Brüste dann sehr voll werden, dein Baby es aber noch nicht schafft, ausreichend Milch abzutrinken, kann es zu einem Milchstau
- Ein Milchstau kann auch dann entstehen, wenn dein Baby noch nicht ideal an deiner Brust saugt, zu kurz oder unregelmäßig trinkt oder falsch angelegt wird. Deine Hebamme kann dir verschiedene Stillpositionen zeigen und dir erklären, auf was du achten musst, damit dein Baby beim Trinken alle Milchgänge in deiner Brust leert.
- Eine der Hauptursachen für einen Milchstau ist Stress. Egal ob viele zu erledigende Wege, ein anstehender Umzug oder ein angekündigter Besuch, der dich unter Druck setzt. Versuche, dir so viel Ruhe wie möglich zu gönnen. Auch der Alltag kann eine Stressurasche sein. Lass dir also im Haushalt helfen und gönn dir hin und wieder eine Pause.
- Nicht selten löst eine mechanische Ursache einen Milchstau aus. Achte beim Tagen im Tragetuch oder mit einer Babytrage darauf, dass sie an deiner Brust nicht einschneiden oder unangenehm drücken. Falls nötig. Lass dir das optimale Binden von einer Trageberaterin zeigen. Auch dein Still-BH sollte bequem sein und die richtige Größe haben. Im Laufe der Stillzeit verändert sich deine Brust. Möglicherweise benötigst du zwischendurch einen neuen BH.
- Zu schnelles Abstillen kann ebenfalls zu einem Milchstau führen. Um einem Milchstau bei Abstillen vorzubeugen, solltest du also langsam abstillen. Allerdings ist schnelles Abstillen ohne Milchstau möglich. Es heißt also nicht, dass du zwingend einen Milchstau bekommst, wenn du schnell abstillen möchtest oder sogar musst. Deine Hebamme kann dich beraten, wie du einen Milchstau beim Abstillen verhindern
Milchstau erkennen – was sind die Symptome und wie lang dauern sie an?
Wenn sich bei dir ein Milchstau entwickelt, spürst du das vermutlich recht schnell. Die Symptome für einen Milchstau sind meist eindeutig.
Typische Milchstau-Symptome
- Schmerzhaftes Spannen an der Brust
- Rötung(en) an der Brust
- Brust wird fühlbar heiß
- Schwellung oder feste Stelle(n)
- Leichtes Fieber
- Fühlbare verhärtete Knötchen in der Brust (blockierte Milchdrüsen)
Wann tritt ein Milchstau auf?
Ein Milchstau kann auftreten, solange du stillst. Meist kommt es aber in der dritten oder vierten Woche nach der Geburt zu einem Milchstau. In dieser Zeit passt dein Körper die Milchproduktion noch an die Bedürfnisse deines Babys an. Dabei wird häufig noch zu viel Milch produziert, wodurch ein Milchstau begünstigt wird.
Was ist der Unterschied zwischen Milcheinschuss und Milchstau?
In den ersten Tagen nach der Geburt kommt es zum Milcheinschuss. Dabei entfalten sich die Milchdrüsen in deiner Brust und es kommt zu einer Schwellung an beiden Brüsten. Diese fühlen sich dann heiß und hart an. Zusätzlich hast du möglicherweise leicht erhöhte Temperatur. Im Unterschied zum Milchstau sind hier beide Brüste betroffen und die Symptome klingen meist innerhalb von 24 Stunden wieder ab.
Wie lange dauert ein Milchstau an?
Wie lange ein Milchstau anhält, ist unterschiedlich. Bei den meisten stillenden Müttern dauert er nur ein bis zwei Tage. In einigen Fällen kann ein Milchstau aber auch zwei Wochen andauern. Deine Hebamme kann dir viele wertvolle Tipps geben, wie du deinen Milchstau lösen kannst. Sicher werden dir auch unsere Tipps beim Milchstau behandeln helfen. Wichtig ist, dass du deinen Körper gut beobachtest. Wenn du beim Milchstau Fieber hast, das stetig steigt, solltest du deinen Arzt oder deine Ärztin aufsuchen, da dies auf eine Brustentzündung (Mastitis) hinweist.
Milchstau lösen: Wie kann man einen Milchstau behandeln?
Wenn du Symptome hast, die auf einen Milchstau hindeuten, solltest du schnell handeln, um ihn möglichst schnell zu lösen. Doch was tun bei Milchstau?
Damit du deinen Milchstau lösen kannst und sich deine Milchdrüsen nicht entzünden, haben wir die besten Ratschläge zur ersten Hilfe für dich gesammelt:
- Häufiges Stillen hilft am besten, den Milchstau zu lösen und eine Brustentzündung zu vermeiden. Dabei solltest du möglichst abwechselnd an beiden Brüsten stillen. Trinkt dein Baby nicht genug, kannst du zusätzlich abpumpen.
- Verändere häufig die Stillposition. So kann dein Baby alle Milchgänge leeren.
- Das Kinn deines Babys sollte beim Stillen auf die Verhärtung zeigen. So kann diese natürlich ausmassiert werden. Ist die Verhärtung beispielsweise an der äußeren Seite der rechten Brust, lege dein Kind rechts in der Rückenhaltung an.
- Verzichte auf alles, was deine Brust einengen könnte. Wenn es sich für dich gut anfühlt, lasse den BH beispielsweise ganz weg.
- Vermeide schweres Heben und Tragen und lege nichts Beschwerendes wie etwa eine Wärmflasche auf deine Brust. Auch dein Baby sollte bei einem Milchstau nicht auf deiner Brust liegen.
- Gönne dir möglichst viel Ruhe. Eine Studie hat gezeigt, dass Stress und Müdigkeit einen Milchstau begünstigen können. Partner, Freunde und Familie sollten dich jetzt entlasten, wo es nur Ein Tag im Bett, gemeinsam mit deinem Baby hilft oft schon Wunder.
- Wärme sorgt für Entspannung und regt den Milchfluss an. Wärme deine Brust am besten vor dem Stillen für einige Minuten mit einem speziellen Wärmepad oder feuchtwarmen Umschlägen. So kann deine Milch leichter fließen und das entspannende Hormon Oxytocin wird ausgeschüttet, dass benötigt wird, um deine Milch durch die Milchgänge zu transportieren. Direkter Hautkontakt mit deinem Baby kann das gleiche bewirken.
- Gegen die Schmerzen und die Schwellung helfen kühlende Brustwickel oder mit Gel gefüllte Thermoperlen-Kissen nach dem Stillen. Wenn du deine Brust kühlst, ziehen sich deine Gefäße zusammen. Dadurch verringert sich die Spannung in deiner Brust und du hast weniger Schmerzen. Quarkwickel beim Milchstau sind beispielsweise eine gute Option.
- wenn du ein spürbares Knötchen oder eine feste Region in der Brust hast, hilft dir vielleicht ein Hebammentrick. Benutze einen Vibrator oder eine elektrische Zahnbürste, die du während des Stillens oder Abpumpens auf die betroffene Stelle hältst. Die Vibrationen können den Milchstau lösen.
Bei einem Milchstau kannst du auch jederzeit deine Hebamme oder Stillberaterin um Hilfe fragen. Sie kann dir zeigen, wie du deine Brust sanft massieren und ausstreichen kannst. So lösen sich Verhärtungen und deine Milch kann wieder gut fließen. Achte aber darauf, dass nur du selbst deine Brust ausstreichen und massieren solltest. Denn du weißt am besten, wo die schmerzhaften Stellen sind und wie du sie am besten berühren kannst.
Hilft Abpumpen beim Milchstau?
Ja, Milch abpumpen kann dir dabei helfen, einen Milchstau zu lösen. Durchs Abpumpen kannst du die Schwellung verringern und die blockierten Milchkanäle entleeren. Eine Handmilchpumpe reicht dafür vollkommen aus. Am besten funktioniert das Abpumpen bei einem Milchstau, wenn du den Milchfluss durch feuchte Wärme unterstützt: Dusche deine Brust vor dem Abpumpen mit warmem Wasser ab und massiere sie vorsichtig in Richtung Brustwarze. Setze anschließend die Handmilchpumpe an und erzeuge einen sanften Zug. Du solltest weder beim Massieren noch beim Abpumpen Schmerzen verspüren.
Wichtig: Pumpe nur so lange ab, bis deine Brust entspannter ist, denn das Abpumpen regt die Milchproduktion weiter an.
Versuche auch immer wieder, dein Baby an der Brust trinken zu lassen. Wenn dein Baby das Trinken an der Brust bei einem Milchstau verweigert, kann das daran liegen, dass die Milch einen ungewohnt salzigen Geschmack hat. Wenn du auch nach mehreren Versuchen, dein Kind anzulegen, keinen Erfolg hast, entleere deine Brust weiterhin durch Abpumpen.
Milchstau – wann zum Arzt?
Meist helfen die oben genannten Maßnahmen recht schnell, einen Milchstau zu lösen. Sollte dein Fieber beim Milchstau aber steigen und du Schüttelfrost bekommen, deutet das auf eine beginnende Brustentzündung (Mastitis) hin. Diese kann sich aus einem Milchstau entwickeln – nämlich dann, wenn sich die blockierten Milchkanäle entzünden. Eine Brustentzündung kann sehr schmerzhaft sein und muss unbedingt ärztlich behandelt werden.
Generell gilt: Gehe lieber einmal zu viel zu deinem Arzt oder deiner Ärztin als einmal zu wenig. Wenn du Schmerzen oder das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt, lass dich auf jeden Fall untersuchen.
So kannst du einen Milchstau vermeiden
Am besten ist es natürlich, wenn erst gar kein Milchstau entsteht. Obwohl es niemand ganz in der Hand hat, einen Milchstau zu verhindern, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie du einem Milchstau vorbeugen kannst:
- Trage in der Stillzeit bequeme und lockere Kleidung und einen gut sitzenden Still-BH. Dauerhafter Druck durch schlecht sitzende, zu enge BHs oder durch BH-Bügel kann das Brustgewebe einklemmen und Schmerzen verursachen. Vielleicht ist es für dich auch angenehmer, gar keinen BH oder ein Stilltop oder -bustier zu tragen.
- Vermeide enge Sicherheitsgurte und schwere Schultertaschen, um den Druck auf deine Brüste zu verringern.
- Du kannst deine Brust beim Stillen im sogenannten „C-Griff“ halten, um sie zu entlasten: Lege deine Hand unter und deinen Daumen ohne Druck auf die Brust. So hältst du deine Brust sicher, aber nie zu fest.
- Wasche deine Brüste beim Duschen mit klarem Wasser. Benutze kein Duschgel und keine Seife für die Brust, damit die empfindliche Haut der Brustwarze nicht austrocknet. Tupfe deine Brustwarzen vorsichtig trocken.
- Wechsle häufig deine Handtücher und Stilleinlagen, um die Ansammlung von Keimen zu vermeiden.
- Gönne dir ausreichend Ruhe. Gib Aufgaben im Haushalt wenn möglich an deinen Partner, deine Familie oder Freunde ab. So kannst du auch zwischendrin mal schlafen und entspannen.
- Versuche, dein Baby über den Tag verteilt an beiden Brüsten etwa gleich lange und oft zu stillen.
- Ändere hin und wieder die Stillposition, um alle Bereiche der Brust zu entspannen. Idealerweise sollte sich deine Brust nach dem Stillen deutlich weicher anfühlen.
Wenn du all diese Tipps beachtest, kannst du einem Milchstau vorbeugen. Ein Milchstau kann jedoch bei allen stillenden Müttern trotz aller Vorsicht entstehen. Ist das bei dir der Fall, kannst du unsere Tipps anwenden, um den Milchstau zu lösen. Bei Fragen und Problemen ist selbstverständlich zusätzlich deine Hebamme für dich da.
Wir wünschen dir eine tolle und möglichst entspannte Stillzeit mit deinem Baby und alles Gute!
Zur zusätzlichen Information kannst du hier unser Infoblatt "Milchstau & Mastitis – Wie sich eine Brustdrüsenentzündung vermeiden lässt" als PDF herunterladen.
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Dieser Beitrag entstand mit der
fachlichen Beratung von Swantje Outzen.
zusätzlich ausgebildete Still- und Laktationsberaterin
und ausgebildete Trageberaterin. Sie wohnt mit ihrer
Familie in Hamburg und arbeitet aktuell
als freiberufliche Hebamme.
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Immer an eurer Seite, Mamas!
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