Wenn dein Baby über Stunden hinweg ständig Milch trinken möchte und sofort quengelt, wenn es von der Brust genommen wird, befindet es sich wahrscheinlich in der Phase des Clusterfeedings. Was das ist und was du über den Stillmarathon wissen musst, kannst du in diesem Beitrag nachlesen.
Ein typisches Szenario
Es ist 17 Uhr und Anna macht es sich mit Söhnchen Max zum Stillen auf der Couch bequem. Sie hat alles, was sie in den nächsten Stunden benötigen wird in ihrer direkten Nähe, denn sie weiß, was nun beginnt: ein stundenlanger Stillmarathon. Max trinkt genüsslich und ausgiebig, lässt dann die Brust kurz los, schlummert ein wenig und beginnt dann von vorn. An manchen Tagen ist er zwischendurch unruhig und weint. Meist ist es 21 Uhr, bis Max endlich schläft. Anna kennt dieses Verhalten und von ihrer Stillberaterin weiß sie jetzt auch, dass man es Clusterfeeding nennt.
Clusterfeeding - Was ist das?
Viele Mütter berichten von einer gesteigerten Stillfrequenz am späten Nachmittag oder Abend. Das Baby möchte dann mitunter stündlich oder sogar fast ununterbrochen gestillt werden. Das ist anstrengend, aber völlig normal! Oft schließt sich an einen solchen „Stillmarathon“ eine längere Schlafphase von mehreren Stunden an. Stillexperten nennen dieses Verhalten Clusterfeeding. Das Wort „Cluster“ ist Englisch und bedeutet Anhäufung/Ballung.
Gib diesem gehäuften Bedürfnis zu stillen und zu kuscheln ganz beruhigt nach. Das Baby braucht zum Verarbeiten des Tages die Nähe seiner Mutter, außerdem stellt das Kind den Milchbedarf für die nächsten Tage ein. Aus diesem Grund sollte auch nicht zugefüttert werden. Auch dann nicht, wenn du das Gefühl haben solltest, deine Brüste seien leer. Zusammen mit einem leckeren Tee, einem kleinen gesunden Snack und einem guten Buch kannst du dir es sich mit deinem Säugling auf der Couch oder im Bett gemütlich machen. Biete deinem Baby beide Brüste abwechselnd an.
Warum ist Clusterfeeding gut für dein Baby?
Dass manche Babys Clusterfeeding fordern, ist ganz normal – und sogar gut. Aber warum ist das so? Dafür gibt es vor allem drei gute Gründe:
- Beruhigung des Babys: Das Saugen an deiner Brust ist für dein Baby beruhigend und entspannend.
- Starke Mutter-Kind-Bindung: Durch das Clusterfeeding wird die Bindung zwischen dir und deinem Baby gestärkt.
- Milchproduktion anregen: Durch das häufige Stillen beim Cluster Feeding wird bei dir die Milchbildung angeregt.
Durchs Clustern reguliert dein Baby die Milchproduktion
Dem gehäuften Bedürfnis deines Babys, gestillt zu werden und zu kuscheln, kannst du ganz beruhigt nachgeben. Dein Baby braucht zum Verarbeiten des Tages die Nähe seiner Mutter und das häufige Stillen mit kleinen Unterbrechungen ist ein ganz normales Verhalten von Stillbabys. Sie regen mit dem häufigen Trinken die Milchbildung in der Brust perfekt an. Außerdem beruhigt das Nuckeln an der Brust und die Nähe zur Mama nach einem langen Tag bereitet dein Baby wunderbar auf das Schlafen vor. Wusstest du zum Beispiel, dass Muttermilch am Abend und in der Nacht schlaffördernde Substanzen enthält? Deshalb schlafen die Babys nach den abendlichen Clusterfeeding-Stunden oft etwas länger.
Wenn dein Baby „clustert“, ist dies kein Zeichen dafür, dass du zu wenig oder „zu dünne“ Milch hast. Füttere in dieser Situation deshalb bitte nicht zu! Dein Baby stellt mit dem Clustern den Milchbedarf für die nächsten Tage ein. Auch deswegen sollte nicht zugefüttert werden. Auch dann nicht, wenn du das Gefühl haben sollten, deine Brüste seien leer.
Typische Clusterfeeding-Zeiten
Phasen von Clusterfeeding, manchmal auch über den ganzen Tag hinweg, können während der gesamten Stillzeit auftreten. Sie dauern manchmal tage-, manchmal wochenlang.
Typischerweise tritt Clusterfeeding bei Neugeborenen und während Wachstumsschüben auf:
- In den ersten Wochen nach der Geburt haben Babys oft eine Phase, in der sie sehr häufig stillen möchten, manchmal sogar stündlich oder alle paar Stunden. Das ist normal und hilft, die Milchproduktion der Mutter zu erhöhen und das Baby mit genügend Nahrung zu versorgen. Diese Phase des Clusterfeedings dauert meist einige Tage bis hin zu ein paar Wochen an.
- Während Wachstumsschüben kann es sein, dass dein Baby wieder vermehrt nach Nahrung verlangt und mehrere Stillmahlzeiten kurz hintereinander einfordert. Auch das ist normal und zeigt, dass das Baby zusätzliche Nahrung benötigt, um zu wachsen und sich zu entwickeln.
Wenn dein Baby Zähne bekommt oder krank ist, kann es auch vermehrt nach Cluster Feeding verlangen. Denke immer daran, dass jedes Baby anders ist und unterschiedliche Bedürfnisse hat. Deswegen können sich die Zeiten auch verschieben bzw. kürzer oder länger ausfallen.
Nimm dir die Zeit zum ausgiebigen Stillen:
- Koch dir einen leckeren Tee und leg alles bereit, was du in den nächsten Stunden brauchen wirst.
- Mach es dir in deiner Stillecke bequem und genieß die gemeinsame Kuschel- und Stillzeit.
- Schöne Musik oder ein gutes Buch können dir die Zeit vertreiben, wenn das Baby zwischendurch einschlafen sollte.
- Dein Partner kann das Baby zwischendurch tragen, damit du eine kurze Pause hast.
- Stille abwechselnd an beiden Seiten, auch wenn du das Gefühl haben solltest, deine Brüste seien leer.
Wunde Brustwarzen beim Clusterfeeding – was tun?
Wenn Clusterfeeding aufgrund von Schmerzen oder wunden Brustwarzen zu anstrengend wird, solltest du zunächst deine Stillposition und Anlegetechnik überprüfen. Das ist wichtig, um Schmerzen und wunde Brustwarzen zu vermeiden. Du kannst auch jederzeit mit deiner Hebamme oder Stillberaterin Rücksprache halten, um sicherzustellen, dass du richtig stillst.
Grundsätzlich ist es wichtig, dass du auf deine körperlichen und emotionalen Bedürfnisse achtest und dir selbst die notwendige Zeit und Ruhe gönnst, um dich zu erholen. Wenn dir das Clustern zu viel wird, kannst du es auch ohne schlechtes Gewissen beenden. Sprich mit deiner Hebamme oder deiner Stillberaterin über eine passende Lösung für eure Situation.
„Clustern“ im heißen Sommer
Übrigens: Im Sommer, wenn es sehr warm ist, möchten gestillte Babys meist viele kurze Mahlzeiten. Sie trinken dann die besonders durstlöschende Vordermilch. Mach dir deshalb keine Sorgen! Auch diese Kinder „clustern“. Sie benötigen kein zusätzliches Wasser, weil sie über die Muttermilch ausreichend Flüssigkeit bekommen. In den kühleren Abend- und Nachtstunden trinken sie dann meist wieder so oft und lange wie sonst auch.
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Dieser Beitrag entstand mit der
fachlichen Beratung von Swantje Outzen.
zusätzlich ausgebildete Still- und Laktationsberaterin
und ausgebildete Trageberaterin. Sie wohnt mit ihrer
Familie in Hamburg und arbeitet aktuell
als freiberufliche Hebamme.