Ich wusste, ich werde stillen. Und ich wusste, ich kann stillen. Wenn ich es nur will und die Rahmenbedingungen schaffe, dass ich mich auf das Stillen einlassen kann.
Die Stillbeziehung zu meinem großen Kind vor acht Jahren war sehr herausfordernd und uns wurde keine Hürde erspart. Nach unzähligen Milchstaus, wunden Brustwarzen, Brustentzündung, Soor… habe ich schließlich nach acht Monaten einen Haken drunter gesetzt. Erst nachhinein habe ich verstanden, was mir mein Körper durch diese Symptome sagen wollte. Wochenbett, Ruhe, emotionale Stabilität, Unterstützung – all das war nach der Geburt meines ersten Kindes nicht vorhanden. Die Stresshormone haben verhindert, dass die Milch „einfach fließen“ konnte.
Die zweite Gelegenheit, eine intensive Stillbeziehung aufzubauen und diese auch zu genießen, wollte ich mir nicht nehmen lassen. Ich habe dazugelernt und war unheimlich neugierig zu erfahren, wie es anders sein kann. Stillen ist so viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Nähe, Geborgenheit, stille Momente zwischen mir und meinem Baby, unverzichtbare Einschlafhilfe, Trostpflaster, gesundheitliche Prävention für uns beide, und, und, und. Dieses Wissen war meine Motivation, meiner Tochter durch das Stillen den besten Start ins Leben zu geben. Ich habe mir bereits in der Schwangerschaft ein Netzwerk aufgebaut, falls Fragen und Unsicherheiten auftauchen sollten. Mit meiner Hebamme an der Seite hatte ich eine kompetente Ansprechpartnerin. Unsere Tochter kam Zuhause auf die Welt und wurde direkt nach der Geburt auf meine Brust gelegt. Sie wusste intuitiv, wie das Stillen geht. Ich als Mutter musste das Stillen erst erlernen. Dafür hatte ich Claudia. Geduldig und mit viel Einfühlungsvermögen half sie mir und war bei Unsicherheiten stets an meiner Seite. Kalte Kartoffelwickel, gekonnte Brustmassagen, unterschiedliche Stillpositionen und liebevolles Zureden und Motivieren – das war das, was mir nach der ersten Geburt gefehlt hat. Eine große Bedeutung messe ich auch meinem Mann bei. Björn kochte mir gesundes Essen, presste frischen O-Saft aus und verpasste mir regelmäßig eine wohltuende Nackenmassage. Vielleicht ist das eines der größten Herausforderungen unserer Zeit und der Grund, weshalb frisch gebackene Mütter das Stillen schnell aufgeben. Uns fehlt der Support. Sowohl das weibliche Urwissen, aber ebenso Hilfe im Haushalt. Das System „Kleinfamilie“ zeigt hier seine Schattenseite. Und wir „denken“, wir müssen funktionieren. Dass für manche Dinge Ruhe, Geduld und Unterstützung erforderlich ist, wissen wir nicht. Auch der Druck, der von außen entsteht, wenn das Baby nicht rasend schnell zunimmt und die dadurch verbreitete Angst, es könnte unterversorgt sein, sind aus meiner Sicht kontraproduktiv für die Entwicklung einer guten Stillbeziehung.
Nun stillen wir seit 20 Monaten. Immer nach Bedarf. Das heißt auch unabhängig davon, wo wir gerade sind. Gerade beruflich lässt es mich manchmal kreativ werden. Eine Messe zu rocken, wo man eigentlich noch 6-8 Mal am Tag stillt: Da muss die Milchpumpe her. Unsere Stillmode, die als Idee nach der Geburt meines ersten Kindes entstand, macht allerdings meinen Alltag als stillende Mama so viel einfacher. Natürlich gab es auch unterwegs Hürden und auch Momente, gerade nach unruhigen, gefühlt durchgestillten Nächten, wo ich mir nicht sicher war, ob ich weiter machen möchte. Und auch heute vergehen keine vier Wochen ohne Milchstau. Ja, sogar jetzt nach 20 Monaten Stillen! Mittlerweile kann ich ganz gut die Stimme meines Körpers erkennen, wenn er mir sagen möchte „Du brauchst mehr Ruhe“.
Wenn ich in das zufriedene Gesicht meiner Tochter schaue, die sich während des Stillens so innig an mich kuschelt, fühle ich, dass wir noch nicht am Ende unserer Stillbeziehung angelangt sind. Den Begriff „Langzeitstillen“ nutzen wir nicht – es ist „Normalstillen“ einem 20 Monate alten Kind Muttermilch anzubieten. Mit unseren Stillbildern, die wir täglich auf Instagram und Facebook posten, möchten wir andere Mamas motivieren und sie darin bestärken, auf sich und die Bedürfnisse des Kindes zu vertrauen.
Denn Stillen heißt … auf den weiblichen Körper und seine Urfähigkeiten zu vertrauen und sich gleichzeitig kompromisslos auf die Bedürfnisse des Babys einzulassen.
– Anna Orlinski –
Gründerin und Geschäftsführerin von Mania Stillmode GmbH
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