Eine Risikoschwangerschaft kann von Anfang an feststehen, zum Beispiel durch Vorerkrankungen oder das Alter der werdenden Mama, oder sich erst im Laufe der Schwangerschaft durch bestimmte Befunde oder Komplikationen ergeben.
Hier findest du einen Überblick, wann eine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft gilt, wie sie erkannt wird und welche besonderen Regelungen es bei den Untersuchungen, dem Mutterschutz und für die Geburt gibt.
Dieser Beitrag enthält folgende Abschnitte:
- Was bedeutet Risikoschwangerschaft überhaupt?
- Ab wann gilt eine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft?
- Wie wird eine Risikoschwangerschaft festgestellt?
- Was ändert sich für dich bei einer Risikoschwangerschaft?
- Wann gibt es bei einer Risikoschwangerschaft ein Beschäftigungsverbot?
- Wie lange darf man bei einer Risikoschwangerschaft arbeiten?
- Welche Konsequenzen hat eine Risikoschwangerschaft?
- Stets gut betreut
Was bedeutet Risikoschwangerschaft überhaupt?
Wer den Begriff der Risikoschwangerschaft hört, ist schnell beunruhigt. Dazu gibt es aber keinen Grund. Eine Risikoschwangerschaft zu haben bedeutet nicht automatisch, dass deine Schwangerschaft zwangsläufig risikoreich ist. Es heißt lediglich, dass bei dir bestimmte Faktoren vorliegen, die die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen leicht erhöhen können. Diese Einstufung als Risikoschwangerschaft dient also vor allem dazu, dich und dein Baby besonders aufmerksam zu begleiten.
Im Mutterpass wird eine Risikoschwangerschaft entsprechend vermerkt, wenn die Ärztin oder der Arzt bestimmte Kriterien erfüllt sieht, etwa dein Alter, bestehende Krankheiten oder Auffälligkeiten in der Anamnese.
Tatsächlich gilt heute mehr als jede zweite Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft – häufig allein deshalb, weil immer mehr Frauen erst mit Mitte 30 oder später schwanger werden.
Ab wann gilt eine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft?
Ob eine Schwangerschaft also Risikoschwangerschaft eingestuft wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Alter
Ab einem Alter von 35 Jahren wird eine Schwangerschaft in Deutschland medizinisch als Risikoschwangerschaft ab 35 bezeichnet. Das bedeutet wie gesagt nicht automatisch, dass etwas nicht stimmt, sondern einfach nur, dass bestimmte Komplikationen wie Bluthochdruck oder Chromosomenveränderungen statistisch etwas häufiger auftreten und die Schwangerschaft deshalb gut beobachtet werden muss.
Vorerkrankungen
Wenn du bestimmte Vorerkrankungen hast, wird deine Schwangerschaft auch mit größerer Wahrscheinlich als Risikoschwangerschaft eingestuft, vor allem dann, wenn durch die Erkrankung Komplikationen zu erwarten sind:
- Diabetes mellitus
- Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Schilddrüsenerkrankungen (z. B. Hashimoto)
- Endometriose oder PCOS (Polyzystisches Ovarsyndrom)
- Multiple Sklerose oder Autoimmunerkrankungen
Frühere Schwangerschaftsverläufe
Solltest du schon einmal eine Fehl- oder Frühgeburt oder einen Kaiserschnitt gehabt haben, kann das bei der Einstufung als Risikoschwangerschaft ebenfalls berücksichtigt werden.
Aktuelle Komplikationen
Eine Schwangerschaft muss nicht immer von Anfang an als Risikoschwangerschaft eingestuft werden. Manchmal entwickelt sich das Risiko erst im Verlauf der Schwangerschaft, beispielsweise durch eine Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes), eine Plazenta praevia oder Plazentainsuffizienz oder Wachstumsverzögerungen beim Baby. Mehr hierzu findest du in unserem Beitrag zu Schwangerschaftskomplikationen.
Wie du siehst, deckt eine Risikoschwangerschaft ein weites Spektrum ab: von leicht erhöhtem Überwachungsbedarf bis hin zu komplexen Schwangerschaftsverläufen.
Wie wird eine Risikoschwangerschaft festgestellt?
Ob deine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft gilt, entscheidet deine Frauenärztin oder dein Frauenarzt. Sie oder er macht bei der ersten Vorsorgeuntersuchung deine Anamnese und begutachtet deine Laborwerte und Untersuchungsergebnisse. Sollten Risikofaktoren vorliegen, wird das im Mutterpass unter „Risiken“ eingetragen.
Wenn es bei dir erst im Verlauf der Schwangerschaft nötig sein sollte, Risiken im Mutterpass zu vermerken, kann die Einstufung jederzeit ergänzt werden.
Was ändert sich für dich bei einer Risikoschwangerschaft?
Eine Risikoschwangerschaft bedeutet in der Regel nur, dass du engmaschiger betreut wirst:
- Zusätzliche Vorsorgetermine und ggf. häufigere Ultraschalluntersuchungen, um die Entwicklung des Babys zu beobachten.
- Überweisungen an Fachärztinnen für Pränataldiagnostik, falls spezielle Untersuchungen sinnvoll sind.
- Schonung oder Krankschreibung, wenn körperliche Belastung vermieden werden sollte.
- Eine noch sorgfältigere Geburtsplanung ist ebenfalls ratsam.
Wie stark sich dein Alltag verändert, hängt ganz von deinem Gesundheitszustand und dem Verlauf der Schwangerschaft ab. Viele Frauen mit Risikoschwangerschaft erleben völlig normale Schwangerschaften, nur eben mit etwas mehr ärztlicher Begleitung.
Wann gibt es bei einer Risikoschwangerschaft ein Beschäftigungsverbot?
Ein Beschäftigungsverbot wird bei einer Risikoschwangerschaft dann ausgesprochen, wenn deine Arbeit deine Gesundheit oder die deines Babys gefährdet. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn du viel stehen oder schwer heben musst, mit Chemikalien arbeitest oder großem Stress ausgesetzt bist und sich deine Arbeitsbedingungen nicht an deine aktuelle Situation anpassen lassen.
Allein reicht eine Risikoschwangerschaft für ein Beschäftigungsverbot jedoch nicht aus. Entscheidend ist immer, wie sich deine Arbeit auf deine Schwangerschaft auswirkt.
Übrigens: Ausgesprochen werden kann das Beschäftigungsverbot bei einer Risikoschwangerschaft sowohl von deinem Arzt oder deiner Ärztin als auch von deinem Arbeitgeber.
Wie lange darf man bei einer Risikoschwangerschaft arbeiten?
Solange du keine Beschwerden hast oder medizinischen Einschränkungen bestehen, darfst du weiterarbeiten. Wenn aber Symptome auftreten oder eine Gefährdung besteht, kannst du freigestellt bzw. krankgeschrieben werden.
Im Detail ist alles im Mutterschutzgesetz geregelt: Dein Einkommen bleibt gesichert und du darfst aufgrund deiner Schwangerschaft nicht benachteiligt werden.
Welche Konsequenzen hat eine Risikoschwangerschaft?
- Medizinisch bedeutet eine Risikoschwangerschaft vor allem mehr Aufmerksamkeit. Deine Ärztin oder dein Arzt und deine Hebamme behalten dich und dein Baby genauer im Blick, um bei Auffälligkeiten schnell reagieren zu können.
- Organisatorisch bedeutet eine Risikoschwangerschaft etwas mehr Aufwand. Du hast mehr Termine, brauchst vielleicht etwas mehr Schonung und eine genauere Geburtsplanung.
- Emotional kann die Einstufung zunächst verunsichern. Umso wichtiger ist es, dass du dich gut aufgehoben fühlst: Sprich offen mit deiner Ärztin, deinem Arzt und deiner Hebamme über deine Sorgen und Ängste.
Stets gut betreut
Eine Risikoschwangerschaft ist in der Regel kein Grund zur Sorge, sondern eine Chance auf besonders sorgfältige Begleitung. Sie bedeutet, dass du und dein Baby mehr Aufmerksamkeit bekommen und nicht, dass automatisch etwas schiefläuft. Mit unserer modernen Medizin und den regelmäßigen Untersuchungen kannst du also auch mit einer Risikoschwangerschaft beruhigt auf die Geburt schauen und dich ohne Sorge auf dein kleines Wunder freuen!
Ausgewählte Quellen
https://www.g-ba.de/themen/methodenbewertung/schwangerschaft-mutterschaft/
https://www.bundestag.de/resource/blob/485814/0e49cd15133deb377c0cb1a2c1fd/wd-9-051pdf-data.pdf
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Dieser Beitrag entstand mit der
fachlichen Beratung von Swantje Outzen.
zusätzlich ausgebildete Still- und Laktationsberaterin
und ausgebildete Trageberaterin. Sie wohnt mit ihrer
Familie in Hamburg und arbeitet aktuell
als freiberufliche Hebamme.
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Immer an eurer Seite, Mamas!
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