Präeklampsie ist eine ernsthafte Schwangerschaftskomplikation, die durch Bluthochdruck und Anzeichen einer Organschädigung, meist der Nieren, gekennzeichnet ist. Sie tritt in der Regel nach der 20. Schwangerschaftswoche auf und muss ärztlich behandelt werden.
Hier kannst du unter anderem nachlesen, welche Symptome für Präeklampsie typisch sind, wie sie sich anfühlt und warum sie gefährlich sein kann.
Dieser Beitrag enthält folgende Abschnitte:
- Wie häufig tritt Präeklampsie in der Schwangerschaft auf?
- Anzeichen und Symptome von Präeklampsie
- Welche Risikofaktoren und Auslöser gibt es für Präeklampsie?
- Wie entwickelt sich eine Präeklampsie?
- Wie wird eine Präeklampsie diagnostiziert?
- Warum ist Präeklampsie gefährlich?
- Wie wird Präeklampsie behandelt?
- Was ist nach der Schwangerschaft?
- Präeklampsie in der Schwangerschaft – eine frühe Behandlung ist immer am besten
Wie häufig tritt Präeklampsie in der Schwangerschaft auf?
Präeklampsie tritt gar nicht so selten auf, wie du vielleicht denken magst. In Deutschland sind etwa 2-3% aller Schwangeren betroffen. Am häufigsten tritt Präeklampsie nach der 34. Schwangerschaftswoche auf. Grundsätzlich kann sie sich aber ab der 20. SSW entwickeln.
In seltenen Fällen kommt es auch vor, dass sich eine Präeklampsie erst nach der Geburt manifestiert, meist innerhalb der ersten vier Tage, in Ausnahmefällen bis zu sechs Wochen nach der Entbindung. Präeklampsie nach der Geburt ist besonders tückisch, da viele Frauen nach der Geburt nicht mehr so engmaschig überwacht werden.
Wichtig: Der früher verwendete Begriff „Schwangerschaftsvergiftung“ ist veraltet und wird heute nicht mehr verwendet, weil er irreführend ist. Man ging ursprünglich davon aus, dass während der Schwangerschaft Giftstoffe freigesetzt werden, die zu einer Vergiftung führen. Diese Theorie ist jedoch überholt.
Anzeichen und Symptome von Präeklampsie
Die Symptome einer Präeklampsie können vielfältig sein und entwickeln sich oft langsam. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:
- Bluthochdruck; Werte über 140/90 mmHg sind typisch
- Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie)
- Wassereinlagerungen, besonders in Gesicht, Händen und Füßen
- Starke Kopfschmerzen, oft nicht mit üblichen Schmerzmittel in den Griff zu bekommen
- Sehstörungen wie Augenflimmern, verschwommenes Sehen oder Lichtblitze
- Oberbauchschmerzen, häufig im rechten oberen Quadranten
- Übelkeit und Erbrechen
- Plötzliche Gewichtszunahme von mehr als 1 kg pro Woche
- Kurzatmigkeit oder Atemnot, besonders im Liegen
Frauen mit Präeklampsie fühlen sich oft unwohl oder krank. Neben den oben genannten Symptomen berichten viele Betroffene von einem allgemeinen Gefühl des Unwohlseins oder der Erschöpfung. Allerdings gibt es auch Frauen, die keine Präeklampsie- Symptome haben. Einige fühlen sich trotz Präeklampsie gut – gerade deswegen sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtig.
Welche Risikofaktoren und Auslöser gibt es für Präeklampsie?
Es gibt Faktoren, die das Risiko für eine Präeklampsie erhöhen:
- Erstlingsschwangerschaft
- Mehrlingsschwangerschaft
- Alter über 40 oder unter 18 Jahre
- Vorerkrankungen wie chronischer Bluthochdruck, Diabetes, Nierenerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen
- Übergewicht
- Präeklampsie in einer vorherigen Schwangerschaft
- Familiengeschichte von Präeklampsie
- Längerer Abstand zwischen Schwangerschaften
- In-vitro-Fertilisation
Präeklampsie-Screening
Es gibt die Möglichkeit eines Präeklampsie-Screenings im ersten Trimester. Dabei werden zusätzlich zum normalen Ultraschall im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen verschiedene Faktoren untersucht und dein individuelles Risiko für eine Präeklampsie berechnet. Dieses Screening ist eine IGeL-Leistung und wird nicht von allen Krankenkassen übernommen.
Wie entwickelt sich eine Präeklampsie?
Die Entwicklung einer Präeklampsie beginnt oft schon früh in der Schwangerschaft, auch wenn die Symptome erst später auftreten. Es wird angenommen, dass eine gestörte Plazentaentwicklung den Grundstein legt. Dabei kommt es zu einer unzureichenden Umwandlung der Spiralarterien in der Gebärmutter, was wiederum zu einer verminderten Durchblutung der Plazenta führt.
Diese Unterversorgung kann eine Entzündungsreaktion und eine Schädigung des Endothels (der inneren Auskleidung der Blutgefäße) verursachen. Dies führt wiederum zu den typischen Präeklampsie-Symptomen wie Bluthochdruck und Organschäden.
Die Geschwindigkeit, mit der sich eine Präeklampsie entwickelt, kann stark variieren. In manchen Fällen kann sie sich innerhalb von Tagen von milden zu schweren Symptomen entwickeln, in anderen Fällen dauert es mehrere Wochen, bis sich schwere Symptome zeigen.
Wie wird eine Präeklampsie diagnostiziert?
Die Diagnose einer Präeklampsie erfolgt durch verschiedene medizinische Untersuchungen.
Untersuchungen zur Präeklampsie-Diagnose
- Blutdruckmessung: Ein Wert von 140/90 mmHg oder höher kann auf eine Präeklampsie hinweisen.
- Urinuntersuchung: Der Urin wird auf Eiweiß (Proteinurie) untersucht. Ein Wert von 300 mg oder mehr pro 24 Stunden ist ein Indikator für Präeklampsie.
Wichtige Blutwerte bei Präeklampsie
Über Bluttests werden deine Leberwerte (ALT, AST), deine Harnsäure- und Kreatinin- sowie dein LDH-Wert untersucht. Erhöhte Werte können ein Hinweis auf Präeklampsie sein. Eine niedrige Anzahl von Thrombozyten (<100.000/µl) kann ein Zeichen für Komplikationen im Blutgerinnungssystem sein und ebenfalls auf Präeklampsie hindeuten.
Kriterien für die Diagnose
Eine Präeklampsie wird diagnostiziert, wenn nach der 20. Schwangerschaftswoche Bluthochdruck auftritt, begleitet von mindestens einem der folgenden Anzeichen:
- Proteinurie: ≥300 mg/24h oder ein Protein-Kreatinin-Verhältnis von ≥30 mg/mmol
- Nierenfunktionsstörung: Kreatininwert von ≥1,1 mg/dl
- Leberfunktionsstörung: Transaminasen (ALT, AST) sind mindestens doppelt so hoch wie normal
- Neurologische Komplikationen wie starke Kopfschmerzen oder Sehstörungen
- Hämatologische Komplikationen wie Thrombozytopenie (niedrige Thrombozytenzahl)
- Utero-plazentare Dysfunktion, zum Beispiel Wachstumsverzögerung des Fötus.
Warum ist Präeklampsie gefährlich?
Präeklampsie ist eine ernstzunehmende Erkrankung während der Schwangerschaft, die sowohl für dich als auch für dein Baby gefährlich werden kann. Sie kann zu einer Reihe von Komplikationen führen, die deine Gesundheit und die deines Kindes beeinträchtigen können. Eine der schwerwiegendsten Folgen ist die Entwicklung zur Eklampsie, bei der es zu Krampfanfällen kommt. Eklampsie ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der als Komplikation der Präeklampsie auftritt. Zudem gibt es das HELLP-Syndrom, eine besonders schwere Form der Präeklampsie, die Leberversagen und Blutgerinnungsstörungen verursacht.
Präeklampsie kann auch das Risiko einer Frühgeburt erhöhen und das Wachstum deines Babys verzögern. Eine weitere mögliche Komplikation ist die Plazentaablösung, bei der sich die Plazenta vorzeitig von der Gebärmutterwand löst. Auch schwerwiegende gesundheitliche Probleme wie Schlaganfälle oder andere Hirnschädigungen können auftreten.
Darüber hinaus besteht die Gefahr von Lungen- oder Nierenversagen sowie Leberschäden oder sogar einem Leberriss. Unbehandelt kann Präeklampsie lebensbedrohlich werden.
Unterschied zum HELLP-Syndrom
Das HELLP-Syndrom wird oft als eine schwere Variante der Präeklampsie betrachtet. HELLP steht für:
- H: Hemolysis (Zerstörung roter Blutkörperchen)
- EL: Elevated Liver enzymes (erhöhte Leberenzyme)
- LP: Low Platelets (niedrige Thrombozytenzahl)
Während eine Präeklampsie nicht immer alle diese Merkmale aufweist, sind sie beim HELLP-Syndrom charakteristisch. Das HELLP-Syndrom kann schneller zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen und erfordert meist eine sofortige Entbindung.
Wie wird Präeklampsie behandelt?
Die genaue Behandlung von Präeklampsie ist vom Schweregrad der Erkrankung und dem Gestationsalter abhängig. Wird bei dir eine Präeklampsie diagnostiziert, werden dein Baby und du engmaschig überwacht, damit mögliche Komplikationen frühzeitig erkannt werden können. Blutdrucksenkende Medikamente können helfen, deinen hohen Blutdruck in der Schwangerschaft in den Griff zu bekommen, während Bettruhe und Stressreduktion allgemein empfohlen werden, um deine Gesundheit zu unterstützen. Bei schwerer Präeklampsie kann die Einnahme von Magnesiumsulfat Krampfanfällen vorbeugen.
In besonders schweren Fällen oder wenn du die 37. Schwangerschaftswoche erreicht hast, wird häufig die Geburt eingeleitet, da die einzige definitive Behandlung die Entbindung ist. Bei einer frühen Diagnose von Präeklampsie versuchen Ärzte jedoch, die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, um die Reife deines Babys zu fördern. Die Risiken für dich und dein Kind werden bei Präeklampsie stets gegeneinander abgewogen, um die bestmögliche Entscheidung treffen zu können.
Was ist nach der Schwangerschaft?
Nach einer Präeklampsie ist es wichtig, den Blutdruck weiterhin zu überwachen. Bei den meisten Frauen normalisiert sich der Blutdruck innerhalb von 6-12 Wochen nach der Geburt. In einigen Fällen kann er jedoch länger erhöht bleiben. Generell haben Frauen nach einer Präeklampsie ein erhöhtes Risiko für späteren Bluthochdruck.
Präeklampsie in der Schwangerschaft – eine frühe Behandlung ist immer am besten
Präeklampsie ist eine ernsthafte Schwangerschaftskomplikation, die aufmerksam beobachtet werden muss. Mit regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen und der Kenntnis der Warnsignale kannst du jedoch dazu beitragen, dass eine Präeklampsie frühzeitig erkannt und behandelt wird.
Zögere nicht, bei Präeklampsie-Anzeichen oder Bedenken sofort deine Hebamme, deine Ärztin oder deinen Arzt zu kontaktieren. Mit der richtigen Betreuung können die meisten Frauen trotz Präeklampsie eine gesunde Schwangerschaft und Geburt erleben
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Dieser Beitrag entstand mit der
fachlichen Beratung von Swantje Outzen.
zusätzlich ausgebildete Still- und Laktationsberaterin
und ausgebildete Trageberaterin. Sie wohnt mit ihrer
Familie in Hamburg und arbeitet aktuell
als freiberufliche Hebamme.
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