Etwa jede 80. Geburt in Deutschland ist eine Zwillingsgeburt – und Mehrlingsschwangerschaften werden durch moderne Medizin und Kinderwunschbehandlungen immer häufiger.
Wenn du erfährst, dass du Zwillinge erwartest, kommen sicherlich viele Fragen auf. Hier findest du einen kompakten Überblick darüber, was bei einer Zwillingsschwangerschaft wichtig ist, wie sie überhaupt entsteht und worauf du ganz allgemein achten solltest.
Dieser Beitrag enthält folgende Abschnitte:
- Wie kommt es zu einer Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaft?
- Wie wahrscheinlich ist eine Zwillingsschwangerschaft?
- Ab wann kann man Zwillinge im Ultraschall erkennen?
- Was ist bei einer Zwillingsschwangerschaft anders?
- Ist eine Zwillingsschwangerschaft immer eine Risikoschwangerschaft?
- Wann beginnt der Mutterschutz bei einer Zwillingsschwangerschaft?
- Welche Risiken und Besonderheiten gibt es bei Zwillingsschwangerschaften?
- Können Zwillinge auf natürlichem Wege zur Welt kommen?
- Ein doppeltes Babyglück will gut geplant sein
Wie kommt es zu einer Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaft?
Eine Zwillingsschwangerschaft kann auf zwei verschiedene Arten entstehen:
- Zweieiige Zwillinge entstehen, wenn zwei Eizellen in einem Zyklus heranreifen und jeweils von einer Samenzelle befruchtet werden. Es entwickeln sich also zwei Embryonen mit eigener Plazenta. Zweieiige Zwillinge sind genetisch so verschieden wie normale Geschwister, können gleich- oder verschiedengeschlechtlich sein und sich ähnlich sehen oder auch nicht.
- Eineiige Zwillinge entstehen, wenn sich eine einzige befruchtete Eizelle in der Frühschwangerschaft teilt. Beide Babys tragen dasselbe Erbgut, sind also genetisch identisch und sehen sich meist sehr ähnlich. Abhängig davon, wann sich die Eizelle teilt, teilen sich eineiige Zwillinge manchmal auch eine Plazenta oder Fruchtblase.
Bei einer Mehrlingsschwangerschaft werden entweder mehrere Eizellen befruchtet oder eine oder mehrere davon teilen sich weiter. Letzteres kommt deutlich seltener vor.
Wie wahrscheinlich ist eine Zwillingsschwangerschaft?
Die Wahrscheinlichkeit für Zwillinge hängt von mehreren Faktoren ab. Erhöht ist sie bei:
- Familiärer Veranlagung (besonders mütterlicherseits)
- Höherem Alter der Mutter (ab ca. 35 Jahren reifen häufiger zwei Eizellen heran)
- Kinderwunschbehandlungen wie Hormontherapien oder IVF
- Vorherigen Schwangerschaften
Insgesamt liegt die Chance auf Zwillinge in Deutschland bei etwa 1,3 %. Die Wahrscheinlichkeit für Drillinge oder mehr liegt deutlich darunter.
Ab wann kann man Zwillinge im Ultraschall erkennen?
Eine Zwillingsschwangerschaft wird oft schon beim ersten Ultraschall in der Frühschwangerschaft entdeckt, meist zwischen der 6. und 9. Woche.
Im Ultraschall kann die Ärztin oder der Arzt sehen, ob sich eine oder zwei Fruchthöhlen und Herzschläge zeigen.
Ob es sich um eineiige oder zweieiige Zwillinge handelt, lässt sich dann meist im Verlauf der Schwangerschaft besser feststellen, etwa anhand der Plazentaanzahl oder Fruchtblasen.
Was ist bei einer Zwillingsschwangerschaft anders?
Bei einer Zwillingsschwangerschaft muss dein Körper doppelt arbeiten und braucht deswegen mehr Aufmerksamkeit. Die wichtigsten Unterschiede zu einer „normalen“ Schwangerschaft haben wir hier für dich zusammengefasst:
- Du hast mehr Vorsorgeuntersuchungen, wenn du mit Zwillingen schwanger bist. Das ist wichtig, um das Wachstum, die allgemeine Versorgung und Herzschläge beider Babys zu überwachen.
- Dein Bauch wächst schneller, weil sich deine Gebärmutter viel stärker ausdehnen muss. Das kann dazu führen, dass du häufiger müde bist oder Rückenschmerzen hast.
- Zwillinge kommen meist etwas eher auf die Welt, nämlich etwa zwischen der 36. und 38. Schwangerschaftswoche. Häufig wird bei einer Zwillingsschwangerschaft auch ein geplanter Kaiserschnitt durchgeführt.
Diese Punkte gelten natürlich auch bei Mehrlingsschwangerschaften. Allerdings ist die medizinische Betreuung dann noch engmaschiger.
Ist eine Zwillingsschwangerschaft immer eine Risikoschwangerschaft?
Ja, eine Zwillingsschwangerschaft gilt automatisch als Risikoschwangerschaft, einfach weil das Risiko für eine Frühgeburt, Bluthochdruck oder Schwangerschaftsdiabetes etwas höher ist. Das bedeutet aber nicht, dass du automatisch mit Komplikationen rechnen musst. Mit unserer guten ärztlichen Betreuung und regelmäßigen Kontrollen verläuft die Mehrheit der Zwillings- und Mehrlingsschwangerschaften problemlos.
Wann beginnt der Mutterschutz bei einer Zwillingsschwangerschaft?
Der Mutterschutz bei Zwillingen und Mehrlingen beginnt genau wie bei Einlingen sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. Nach der Geburt verlängert sich die Mutterschutzfrist bei Zwillingsschwangerschaften und Mehrlingsschwangerschaften aber von acht auf zwölf Wochen.
Viele Arbeitgeber ermöglichen zudem eine frühere Freistellung, wenn die Schwangerschaft körperlich anstrengend ist oder Komplikationen drohen. Am besten sprichst du das Thema einfach offen an und schaust, was für dich in einer individuellen Situation am besten und machbar ist.
Welche Risiken und Besonderheiten gibt es bei Zwillingsschwangerschaften?
Eine Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaft bringt ganz natürlich ein paar Besonderheiten mit sich. Dein Körper versorgt gleich mehrere Babys, und das ist eine echte Höchstleistung. Dadurch ist das Risiko für eine Frühgeburt, Wachstumsunterschiede zwischen den Babys oder Bluthochdruck bei der werdenden Mama etwas höher.
Das klingt vielleicht beunruhigend, ist aber in den meisten Fällen gut zu begleiten. Durch die engmaschigeren Vorsorgeuntersuchungen wirst du besonders aufmerksam betreut, und mögliche Veränderungen können früh erkannt und behandelt werden.
Wichtig ist, dass du gut auf dich achtest, dir Ruhepausen gönnst und regelmäßig und ausgewogen isst. Wenn du Unterstützung brauchst, scheue dich nicht, danach zu fragen. Auch deine Hebamme steht dir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite und hilft dir, deine doppelte Schwangerschaft gut zu meistern.
Können Zwillinge auf natürlichem Wege zur Welt kommen?
Ja, eine vaginale Geburt bei Zwillingen ist auf jeden Fall möglich, wenn beide Babys günstig liegen und keine Komplikationen bestehen. Wenn du deine Zwillinge gern auf natürlichem Weg gebären möchtest, plane die Geburt am besten in einer Klinik, die Erfahrung mit Mehrlingsgeburten hat.
Wenn ein Baby ungünstig liegt oder es medizinische Gründe gibt, die gegen eine vaginale Geburt sprechen, kann ein Kaiserschnitt empfohlen werden. Deine Ärztin oder dein Arzt wird dich individuell beraten und deine Wünsche berücksichtigen.
Ein doppeltes Babyglück will gut geplant sein
Eine Zwillingsschwangerschaft ist nicht nur körperlich und emotional, sondern auch organisatorisch etwas ganz Besonderes. Deswegen solltest du dich möglichst früh auf die Zeit nach der Geburt vorbereiten und dich auch gut mit anderen Zwillingseltern vernetzen.
Wenn du dich fragst, wie das Stillen von Zwillingen funktioniert, findest du in unserem Beitrag Zwillinge stillen wertvolle Tipps. Natürlich ist auch deine Hebamme für dich da und zeigt dir verschiedene Stillpositionen für dein doppeltes Babyglück.
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Dieser Beitrag entstand mit der
fachlichen Beratung von Swantje Outzen.
zusätzlich ausgebildete Still- und Laktationsberaterin
und ausgebildete Trageberaterin. Sie wohnt mit ihrer
Familie in Hamburg und arbeitet aktuell
als freiberufliche Hebamme.
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Immer an eurer Seite, Mamas!
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