„Werde ich bei der Geburt meines Babys reißen?“
Vor allem Mütter, die ihr erstes Kind bekommen, beschäftigen sich mit der Frage, ob sie bei der Geburt ihres Babys reißen könnten. Einen Dammriss kann man nicht immer verhindern. Es gibt jedoch gute Möglichkeiten, Geburtsverletzungen vorzubeugen. Und wenn es doch zu einem Dammriss kommt, verheilt er mit der richtigen Behandlung und guten Pflege meist problemlos.
In diesem Text erfährst du alles zum Thema Dammriss und wie du ihn möglicherweise verhindern kannst.
Dieser Beitrag enthält folgende Abschnitte:
- Was ist ein Dammriss?
- Wie kommt es zum Dammriss?
- Schweregrade des Dammrisses
- Unterschied zum Dammschnitt
- Heilung des Dammrisses – häufige Fragen
- Wie kann ich einen Dammriss vermeiden?
Was ist ein Dammriss?
Beim Dammriss kommt es während der Geburt zu Verletzungen im Bereich zwischen dem Scheideneingang und dem Darmausgang, was unversorgt zu Blutungen und zu Schmerzen führen kann. Während der letzten Phase der Geburt können auch andere Verletzungen im Intimbereich entstehen, beispielsweise an der Klitoris, den Schamlippen, am Gebärmutterhals oder in der Scheide.
Wie kann es bei der Geburt zum Dammriss kommen?
Der Bereich zwischen Scheideneingang und Darmausgang wird als Damm bezeichnet. Bei der Geburt des Köpfchens spielt er die Hauptrolle. Anatomisch betrachtet besteht der Damm aus Haut, Bindegewebsbändern und Muskeln und ist Teil des Beckenbodens.
Während der Geburt wird der Damm weich und dehnt sich ganz langsam, um den Weg für das kindliche Köpfchen oder seinen Steiß freizumachen. Die Dehnung ist enorm. Vertikal dehnt er sich um bis zu 50 %, horizontal sogar um bis zu 170 %. Ist das nicht erstaunlich?
Zu einem Dammriss kommt es bei der Geburt immer dann, wenn die Haut der starken Dehnung nicht mehr standhalten kann und einreißt. Faktoren, die einen Dammriss begünstigen können, sind neben einem großen Baby und einer ungünstigen Lage des Kindes eine schnelle Geburt mit einer nur kurzen Eröffnungsperiode sowie sogenannte Zangen- und Saugglockengeburten.
Um festzustellen, ob ein Dammriss vorliegt, muss der Gynäkologe die Scheide und den Damm der Mutter nach der Entbindung untersuchen. Bei Vorliegen eines Dammrisses kann es beim Wasserlassen für einige Wochen zum Brennen der Wunde kommen. In manchen Fällen bleibt der Damm bei der Entbindung intakt, die Mehrheit der Gebärenden erleidet jedoch eines Geburtsverletzung in Form eines Dammrisses.[1]
Die Sache mit der Gradzahl: Welche Schweregrade gibt es beim Dammriss?
Beim Dammriss gibt es vier Grade – abhängig davon, wie tief er ist und wie viel Gewebe reißt:
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Dammriss Grad 1
Das ist die kleinste Form des Dammrisses. Dabei reißt nur die oberflächliche Schleimhaut der Scheide und des Dammes ein. Er ist vergleichbar mit einer tieferen Schürfwunde. Meist werden nur ein oder zwei Stiche zur Naht benötigt.
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Dammriss Grad 2
Beim Dammriss zweiten Grades wird neben der Haut auch die Muskulatur verletzt. Sowohl die Naht als auch die Heilung dauern etwas länger.
Grad 1 und 2 treten beim Dammriß am häufigsten auf und heilen in der Regel ohne Probleme. Leichte Schmerzen, vor allem beim Sitzen, und eine Schwellung sind normal.
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Dammriss Grad 3
Nur ein kleiner Teil der Mütter hat nach der Geburt einen Dammriss 3. Grades. Dabei wird neben der Haut und der Muskulatur auch der Schließmuskel am Darmausgang beschädigt.
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Dammriss Grad 4
Grad 4 ist die schwerste, aber zum Glück auch seltenste Form des Dammrisses, bei der die Scheide und die Muskulatur sowie der Schließmuskel des Darmausgangs und die darin liegende Darmschleimhaut reißen.
Dammrisse 3. und 4. Grades müssen aufwändig genäht werden. Ihre Heilung dauert meist länger. Manchmal führt diese Art von Verletzungen auch zu langfristigen Beschwerden wie Harn- oder Stuhlinkontinenz oder Beckenbodenproblemen. Manche Frauen berichten, dass es nach der Geburt 4-6 Monate gedauert hat, bis sie sich besser fühlten.
Nun aber die gute Nachricht: Werden Dammrisse 3. und 4. Grades gut genäht und bekommen Zeit zu heilen, haben 60-80 % der Frauen keine langfristigen Beschwerden. Auch solche schlimmeren Geburtsverletzungen heilen also meist komplikationslos.
Was ist der Unterschied zwischen Dammriss bei der Geburt und Dammschnitt?
Vom Dammriss abzugrenzen ist der Dammschnitt, der im Unterschied zum Dammriss nicht spontan auftritt, sondern einen bewussten Eingriff der Geburtshelfer darstellt. Beim Dammschnitt wird die Scheidenöffnung vergrößert, damit dein Baby schneller und einfacher geboren werden kann. [1] Alles Wichtige zum Dammschnitt kannst du hier nachlesen.
Heilung des Dammrisses – häufige Fragen
Bei einer guten Behandlung verheilen Dammrisse meist gut. Je nach Schweregrad haben die Mütter nach Abheilen der Verletzung meist kaum bis gar keine Beschwerden.
Wie lange dauert der Krankheitsverlauf eines Dammrisses und wie wird er behandelt?
Der Abheilungsprozess hängt maßgeblich vom Schweregrad des Dammrisses ab. Risse des ersten und zweiten Grades werden mit selbstauflösenden Fäden genäht und verheilen dann recht schnell.
Die Dammnaht beim Dammriss dritten und vierten Grades muss häufig unter Vollnarkose genäht werden und braucht einige Wochen oder sogar Monate, um vollständig auszuheilen.
Was kann ich zur Heilung beitragen?
Wenn du der Dammriss-Pflege etwas Aufmerksamkeit schenkst, gehen deine Beschwerden meist schnell zurück. Zuhause kannst du deinen Damm zur Linderung der Schmerzen mit Kältekompressen kühlen oder ein kühlendes Spray, wie z.B. das BIO Regenerationsspray von Lansinoh. Möglicherweise empfiehlt dir deine Hebamme auch ein Sitzbad. Sitzbäder sind auch im Vorfeld der Geburt eine gute Möglichkeit, deinen Damm auf die Dehnung vorzubereiten.
Wichtig ist zudem, dass du auf eine gute Hygiene achtest, die Wunde nach dem Reinigen immer gut abtrocknest und möglichst Nahrung zu dir nimmst, die einen weichen Stuhl fördert – zu starkes Pressen beim Stuhlgang kann den Heilungsprozess negativ beeinflussen.
Wie kann ich einen Dammriss vermeiden?
Leider gibt es keine Garantie dafür, dass du bei der Geburt deines Babys nicht reißen wirst. Es gibt aber einige Möglichkeiten, das Risiko für einen Dammriss bei der Geburt zu verringern.
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Geburtsvorbereitende Dammmassage
Bei der geburtsvorbereitenden Dammmassage massierst du dein Dammgewebe und erhöhst so die Durchblutung in dem Bereich. Dadurch kann sich dein Damm einfacher und effektiver dehnen. Es ist empfehlenswert, mit der Dammmassage etwa ab der 34. Schwangerschaftswoche zu beginnen. Am besten nutzt du für die Dammmassage ein sanftes Dammmassageöl, das deine sensible Haut pflegt und dir die Dammmassage erleichtert.
Auch während der Austreibungsphase, während du dein Baby aktiv herausschiebst, kann die Hebamme deinen Damm noch massieren und die Gefahr eines Dammrisses mindern.
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Warme Kompressen während der Geburt
Warme Kompressen auf deinem Damm während der Austreibungsphase können ebenfalls dazu beitragen, einen Dammschnitt zu verhindern. Dabei solltest du nicht flach auf dem Rücken liegen, sondern besser in einer halbsitzenden Position, damit dein Rücken gestützt ist. Sprich am besten vorab mit deiner Hebamme über die verschiedenen Geburtspositionen und probiere aus, welche dir besonders guttun. Hockende und knieende Geburtspositionen sowie der Vierfüßlerstand sind besonders gut geeignet, um einen Dammriss zu verhindern.
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Gymnastik für gute Dehnbarkeit und einen starken Beckenboden
Du kannst dich mit Gymnastik auf die Geburt vorbereiten und einem Dammriss vorbeugen. Auf die Dehnung kannst du deinen Damm einstellen, indem du mit geöffneten Knien in die Hocke gehst oder dich in den Schneidersitz setzt und deine Füße aneinanderdrückst. Mit gezielten Übungen für den Beckenboden kannst du deine Muskulatur trainieren und lernen, sie bewusst zu entspannen – was für die Geburt von großer Bedeutung ist.
Leider liegt es nicht in deiner Macht zu entscheiden, ob du reißen wirst oder nicht. Wenn du dich aber auch über diesen Teil der Geburt informierst, kann dir das die Angst vor einer Verletzung nehmen.
Jetzt weißt du über die verschiedenen Dammrissgrade und die Tricks und Tipps rund um deren Vermeidung Bescheid und bist damit in der mentalen Vorbereitung auf die Geburt ein Stück weiter…und ein Stück näher daran, endlich eine Mama zu sein.
[1] https://www.hopkinsmedicine.org/health/treatment-tests-and-therapies/episiotomy