Ein Scheidenriss ist eine Geburtsverletzung, bei der es zu einer blutenden Rissverletzung im Scheidengewebe kommt. Er kann an verschiedenen Stellen der Vagina auftreten.
Obwohl der Scheidenriss zu den seltenen Geburtsverletzungen gehört, ist es natürlich wichtig, dass du als werdende Mama informiert bist. Hier kannst du alles Wichtige zum Thema Scheidenriss sowie zur Behandlung und Heilung der Geburtsverletzung nachlesen.
Dieser Beitrag enthält folgende Abschnitte:
- Abgrenzung zu anderen Geburtsverletzungen
- So häufig kommt der Scheidenriss bei der Geburt vor
- Ursachen für einen Scheidenriss
- Welche Symptome deuten auf einen Scheidenriss hin?
- So wird der Scheidenriss behandelt
- So kannst du einem Scheidenriss vorbeugen
Abgrenzung des Scheidenrisses zu anderen Geburtsverletzungen
Bei einem Scheidenriss kommt es während der Geburt zur Verletzung des Scheidengewebes. Dabei unterscheidet man zwischen einem isolierten Scheidenriss, der nur das Scheidengewebe betrifft, und einem hohen Scheidenriss, der sich bis in den Gebärmutterhals erstrecken kann.
Beim isolierten Scheidenriss bleibt dein Damm intakt, aber deine Scheidewand reißt mittig oder an beiden Seiten am Scheideneingang ein. Ein hoher Scheidenriss zeichnet sich durch Verletzungen im Scheidengewölbe, also dem hinteren Scheidenanteil, aus.
Ein Scheidenriss nach der Geburt betrifft also das Gewebe der Vagina und muss daher von anderen Geburtsverletzungen abgegrenzt werden, obwohl er in Kombination mit diesen auftreten kann:
- Ein Labienriss ist eine Verletzung der äußeren und/oder inneren Schamlippen, die während der Geburt durch den Druck des kindlichen Kopfes oder Körpers entstehen kann.
- Der Scheidenabriss (Kolporrhexis) ist eine sehr seltene, aber schwerwiegende Komplikation, bei der die Scheide komplett von der Gebärmutter abreißt und eine sofortige operative Versorgung nötig ist.
- Beim Dammriss kommt es zur Verletzung des Gewebes zwischen Scheide und After, die in verschiedene Schweregrade eingeteilt wird und häufig während der Austreibungsphase der Geburt auftritt. Mehr Informationen findest du im Beitrag über den Dammriss.
Wie häufig kommt ein Scheidenriss bei der Geburt vor?
Wie häufig es bei Geburten zu einem Scheidenriss kommt, ist schwer zu ermitteln, da leichte Risse oft unbemerkt bleiben oder sich mit anderen Geburtsverletzungen an der Scheide überschneiden können. Schätzungen zufolge erleidet etwa 1 von 200 Frauen bei einer vaginalen Geburt einen Scheidenriss.
Welche Ursachen können in der Scheide nach der Geburt haben?
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für einen Scheidenriss bei der Geburt erhöhen können:
- Ein großes Baby oder eine ungünstige Lage können mehr Druck auf das Scheidengewebe ausüben.
- Bei sehr schnellen Geburten hat das Gewebe keine Zeit, sich ausreichend zu dehnen.
- Bei langen Geburten kann das Gewebe überstrapaziert werden.
- Der Einsatz von Geburtszange oder Saugglocke kann das Risiko für Verletzungen erhöhen.
- Verkrampfungen oder zu frühes Pressen können zu einer ungleichmäßigen Belastung des Gewebes führen.
- Bei der ersten vaginalen Geburt ist das Gewebe oft weniger dehnbar.
Welche Symptome deuten auf einen Scheidenriss hin?
Ein Scheidenriss ist nicht immer sofort sichtbar, vor allem, wenn die Einrisse nicht am Scheideneingang liegen. Im Allgemeinen deuten folgende Symptome auf einen Scheidenriss hin:
- Es kommt zu einer vaginalen Blutung, bevor der Kopf deines Babys geboren ist.
- Du hast nach der Geburt Schmerzen im Vaginalbereich.
- Du hast nach der Geburt stärkere Blutungen als bei einer normalen Nachgeburt oder Blutungen, obwohl die Nachgeburt noch nicht kam.
Risse in der Scheide behandeln: Wie wird das gemacht?
Kleinere Risse in der Scheide und Risse am Scheideneingang heilen oft von selbst und erfordern keine spezielle medizinische Versorgung. Du solltest dich lediglich schonen und auf eine gute Hygiene achten.
Wenn du größere Risse in der Scheide hast, müssen sie genäht werden. Dazu wird heute selbstauflösendes Nahtmaterial verwendet und du bekommst eine örtliche Betäubung. In seltenen Fällen, etwa bei besonders ausgedehnten Verletzungen, kann auch eine Vollnarkose notwendig sein.
Du kannst den Heilungsprozess mit folgenden Tipps aktiv unterstützen:
- Halte deinen Intimbereich sauber und trocken.
- Verwende kühle Kompressen zur Schmerzlinderung.
- Trage luftdurchlässige Unterwäsche.
- Nimm bei Bedarf schmerzstillende Medikamente (nach Absprache mit deiner Ärztin/deinem Arzt).
- Achte auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr.
- Vermeide schweres Heben und anstrengende Aktivitäten.
- Führe sanfte Beckenbodenübungen durch, sobald deine Hebamme oder deine Ärztin/dein Arzt grünes Licht gibt.
Wie lange dauert die Heilung eines Scheidenrisses nach der Geburt?
Die Heilungsdauer eines Scheidenrisses beträgt in der Regel wenige Tage oder länger, je nach Schwere der Verletzung. Während dieser Zeit ist es wichtig, dass du deinem Körper Ruhe gönnst und die Wunde sorgfältig pflegst. Die ersten Tage sind oft die unangenehmsten, danach solltest du eine stetige Verbesserung bemerken.
Kann ein Scheidenriss langfristige Auswirkungen haben?
In den meisten Fällen heilen Scheidenrisse ohne langfristige Folgen ab. Es kann jedoch zu einer Narbenbildung kommen, die in seltenen Fällen zu Beschwerden führen kann. Eine Scheidenriss-Narbe kann beispielsweise zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen.
Wenn deine Scheidenriss-Narbe schmerzt, ist es wichtig, dass du mit deiner Ärztin, deinem Arzt oder deiner Hebamme darüber sprichst. Es gibt Möglichkeiten, durch Risse an der Scheide verursachten Schmerzen zu behandeln, zum Beispiel durch spezielle Dehnungsübungen oder in seltenen Fällen durch eine operative Korrektur.
Kann ich einem Scheidenriss bei der Geburt vorbeugen?
Obwohl Geburtsverletzungen nicht immer vermeidbar sind, kannst du das Risiko für einen Scheidenriss bei der Geburt durch verschiedene Maßnahmen reduzieren: Regelmäßiges Beckenbodentraining während der Schwangerschaft und Dammmassagen vor der Geburt können helfen, die Dehnbarkeit deines Gewebes zu verbessern. Während der Geburt können verschiedene Geburtspositionen, insbesondere aufrechte Positionen, den Druck auf den Beckenboden verringern und das Verletzungsrisiko so minimieren.
Wenn du Fragen oder Bedenken hast, zögere nicht, deine Hebamme oder deine Ärztin/deinen Arzt um Rat zu fragen. Sie können dir weitere Informationen geben und dich bei der Heilung unterstützen.
Wichtig ist, dass du geduldig mit dir selbst bist und jeden kleinen Fortschritt auf dem Weg zu deiner vollständigen Genesung feierst. Mit der richtigen Unterstützung und Pflege wirst du diese Herausforderung ganz sicher meistern!
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Dieser Beitrag entstand mit der
fachlichen Beratung von Swantje Outzen.
zusätzlich ausgebildete Still- und Laktationsberaterin
und ausgebildete Trageberaterin. Sie wohnt mit ihrer
Familie in Hamburg und arbeitet aktuell
als freiberufliche Hebamme.