Wenn dein Baby vor der vollendeten 37. SSW auf die Welt kommt, liegt ein Frühgeburt vor. In Deutschland sind etwa 8,6 % aller Babys Frühchen. Die meisten dieser Babys werden zwischen der 32. SSW und der 36. SSW geboren.
In diesem Beitrag erfährst du alles, was du über Frühgeburten wissen musst: von den Ursachen und Risiken über die medizinischen Maßnahmen bis hin zu den Unterstützungsangeboten für dich und dein Baby.
Dieser Beitrag enthält folgende Abschnitte:
- Ab wann gilt ein Baby nicht mehr als Frühchen?
- Welche Überlebenschance haben Frühchen?
- Welche Ursachen und Risikofaktoren gibt es für eine Frühgeburt?
- Welche Maßnahmen werden bei bekanntem Risiko ergriffen?
- Drohende Anzeichen für eine Frühgeburt
- Hoffnung für Frühchen durch medizinische Fortschritte
- Besondere Angebote während Klinikzeit
- Unterstützung nach dem Klinikaufenthalt
- Welche Bedeutung hat eine Frühgeburt für Mutterschutz und Elterngeld?
- Frühchen brauchen eine intensive Betreuung
Ab wann gilt ein Baby nicht mehr als Frühchen?
Wenn dein Baby nach der vollendeten 37. SSW geboren wird, gilt es nicht mehr als Frühchen, sondern man spricht von einer termingerechten Geburt.
Allerdings halten sich nicht alle Babys daran, bis zum Beginn der 38. SSW in Mamas Bauch zu bleiben.
Welche Überlebenschance haben Frühchen?
Je länger ein Baby im Mutterleib ist, desto höher sind seine Überlebenschancen bei einer Frühgeburt. Allgemein gilt, dass Babys ab der 25. SSW recht gute Chancen haben, bei einer Frühgeburt zu überleben. Dank der modernen Frühgeborenenmedizin liegt die Chance bei über 80 Prozent. Sogar in der 24. SSW schaffen es 67 Prozent aller Frühchen, sich ins Leben zu kämpfen.
Mit jedem Tag steigen die Überlebenschancen von Frühchen dann weiter an, sodass sie bei einer Frühgeburt in der 28. SSW bereits bei etwa 90 % liegen. In der 30. SSW sind die Chancen dann noch besser.
Welche Ursachen und Risikofaktoren gibt es für eine Frühgeburt?
Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Frühgeburt auslösen können:
- Infektionen oder Erkrankungen während der Schwangerschaft können das Immunsystem der Mutter belasten und vorzeitige Wehen auslösen.
- Bei Mehrlingsschwangerschaften ist die Gebärmutter stärker gedehnt, was zu einer verkürzten Schwangerschaftsdauer und einem erhöhten Frühgeburtsrisiko führt.
- Rauchen oder Alkoholkonsum während der Schwangerschaft können die Plazentafunktion beeinträchtigen und das Risiko einer Frühgeburt erhöhen.
- Ein vorzeitiger Blasensprung oder vorzeitige Wehen können direkt zu einer Frühgeburt führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden.
- Wenn du bereits ein Frühchen zur Welt gebracht hast, ist dein Körper möglicherweise anfälliger für erneute Komplikationen, die zu einer weiteren Frühgeburt führen können.
- Eine Cervixinsuffizienz (Schwäche des Gebärmutterhalses) kann das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen.
Welche Maßnahmen werden bei bekanntem Risiko ergriffen?
Wenn bei dir ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt festgestellt wird, stehen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung, um dich und dein Baby bestmöglich zu unterstützen. Eine wichtige Option sind Wehenhemmer, spezielle Medikamente, die dabei helfen können, vorzeitige Wehen zu unterdrücken und so die Schwangerschaft zu verlängern. Gleichzeitig wird oft eine Lungenreifungsbehandlung durchgeführt. Hierbei werden dir Kortikosteroide verabreicht, die die Lungenentwicklung deines Babys fördern.
Zusätzlich zu diesen medizinischen Maßnahmen kann deine Ärztin oder dein Arzt dir Bettruhe verordnen, um deinen Körper zu entlasten und die Schwangerschaft zu stabilisieren. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind ebenfalls wichtig, um die Entwicklung deines Babys und deinen Gesundheitszustand engmaschig zu überwachen und bei Bedarf schnell reagieren zu können.
Drohende Anzeichen für eine Frühgeburt
Es ist wichtig, dass du als werdende Mama auf bestimmte Anzeichen achtest, die auf eine drohende Frühgeburt hinweisen können:
- Regelmäßige, schmerzhafte Kontraktionen sind ein deutliches Signal dafür, dass sich deine Gebärmutter häufiger und intensiver zusammenzieht als gewöhnlich. Diese Kontraktionen können von einem ziehenden Schmerz im unteren Rücken begleitet werden und sollten ernst genommen werden.
- Ein Druckgefühl im Beckenbereich kann ebenfalls darauf hindeuten, dass dein Baby möglicherweise früher als erwartet auf die Welt kommen möchte.
- Veränderungen des Ausflusses, insbesondere wenn er wässrig oder blutig ist, können auch ein Warnsignal sein. Sie könnten auf einen vorzeitigen Blasensprung hinweisen, bei dem Fruchtwasser abgeht.
Solltest du eines oder mehrere dieser Anzeichen für eine Frühgeburt bemerken, zögere nicht, sofort deine Hebamme, deine Ärztin oder deinen Arzt zu kontaktieren. Eine frühzeitige Abklärung deiner Symptome kann entscheidend sein, um die bestmögliche Versorgung für dich und dein Baby sicherzustellen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, um die Schwangerschaft noch etwas zu verlängern – denn jeder Tag in Mamas Bauch zählt!
Hoffnung für Frühchen durch medizinische Fortschritte
Dank moderner medizinischer Fortschritte haben sich die Überlebenschancen von Frühgeborenen erheblich verbessert. In speziellen Neonatologie-Abteilungen erhalten zu früh geborene Babys intensive Betreuung. Doch auch Mama und Papa können für die Entwicklung ihres Frühchens einiges tun.
Känguru-Methode
Die Känguru-Methode ist eine Praxis, bei der das nackte oder nur mit einer Windel bekleidete Neugeborene auf die nackte Brust eines Elternteils gelegt wird. Dieser direkte Hautkontakt bietet zahlreiche Vorteile:
- Förderung der Bindung: Der Haut-zu-Haut-Kontakt stärkt die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind. Das Baby spürt die Körperwärme, hört den Herzschlag und riecht den vertrauten Geruch der Eltern, was ihm Sicherheit und Geborgenheit vermittelt.
- Medizinische Vorteile: Die Methode stabilisiert die Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung des Babys, verbessert den Schlaf und kann sogar die Überlebenschancen erhöhen.
- Unterstützung der Entwicklung: Die Känguru-Methode fördert die körperliche und geistige Entwicklung deines Babys, indem sie Stress reduziert.
Abgepumpte Muttermilch
Sobald es geht, sollte dein Frühchen abgepumpte Muttermilch erhalten. Das hat entscheidende Vorteile für Frühgeborene:
- Stärkung des Immunsystems: Muttermilch enthält wichtige Antikörper und Nährstoffe, die das Immunsystem des Babys unterstützen und es vor Infektionen schützen.
- Förderung des Wachstums: Die Nährstoffe in der Muttermilch sind optimal auf die Bedürfnisse von Neugeborenen abgestimmt und fördern deren Wachstum und Entwicklung.
- Verbesserte Entwicklung des Darms: Muttermilch unterstützt die Reifung des noch unreifen Darms von Frühgeborenen, fördert eine gesunde Darmflora und schützt vor Darmerkrankungen.
Besondere Angebote während Klinikzeit
Während der Klinikzeit stehen dir und deinem Frühchen verschiedene Unterstützungsangebote zur Verfügung. Psychologen und Sozialarbeiter bieten wertvolle psychologische und soziale Hilfe, um dir in dieser herausfordernden Zeit mit deinem Frühchen beizustehen. Zudem helfen spezielle Stillberaterinnen beim Milch abpumpen, sodass dein Baby von den wertvollen Nährstoffen profitieren kann.
Auch der Austausch mit anderen Eltern von Frühgeborenen in Elterngruppen kann eine große Hilfe sein, um Erfahrungen zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Unterstützung nach dem Klinikaufenthalt
Auch nach dem Krankenhausaufenthalt gibt es verschiedene Möglichkeiten der häuslichen Nachsorge und Unterstützung, sei es durch Hebammen oder spezialisierte Therapeuten, die die motorische und kognitive Entwicklung deines Babys fördern.
Diese Betreuungs- und Unterstützungsangebote sorgen dafür, dass sowohl die medizinische als auch die emotionale Versorgung von Frühgeborenen und ihren Familien sichergestellt ist.
Welche Bedeutung hat eine Frühgeburt für Mutterschutz und Elterngeld?
Um Eltern von Frühchen zu entlasten, gibt es für Mutterschutz und Elterngeld besondere Regelungen.
Bei einer Frühgeburt verlängert sich der Mutterschutz nach der Geburt von normalerweise acht auf zwölf Wochen. Der gesamte Mutterschutzzeitraum beträgt dann maximal 18 Wochen, da die Wochen vor der Entbindung, die aufgrund der vorzeitigen Geburt nicht in Anspruch genommen werden konnten, nach der Geburt hinzugefügt werden. Während dieser Zeit erhältst du Mutterschaftsgeld, das in Kombination mit einem Arbeitgeberzuschuss das durchschnittlich wegfallende Einkommen fast vollständig ersetzt.
Zusätzlich zum verlängerten Mutterschutz bei einer Frühgeburt kann sich auch dein Anspruch auf Elterngeld verlängern. Wenn dein Baby mindestens sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt kommt, können Eltern zwischen einem und bis zu vier Monaten länger Basiselterngeld erhalten. Die genaue Dauer hängt davon ab, wie viele Wochen dein Baby früher geboren wurde.
Frühchen brauchen eine intensive Betreuung
Dein Frühchen benötigt ganz besonders viel Aufmerksamkeit und Pflege, damit es sich prächtig entwickelt. Doch keine Sorge: Für Frühchen und ihre Eltern gibt es viele Angebote mit zielgerichteter Förderung, die darauf ausgerichtet sind, Entwicklungsverzögerungen durch die Frühgeburt wieder aufzuholen – angefangen in der Klinik mit modernster Frühchenmedizin und psychologischer Unterstützung für Mama und Papa über häusliche Nachsorge nach der Entlassung bis hin zu Physiotherapie für Frühchen.
Mit dieser intensiven Betreuung in den ersten Lebensmonaten und ganz viel Liebe von Mama und Papa ist der Grundstein für die gesunde Zukunft deines Babys gelegt – und für ein langes, glückliches Leben!
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Dieser Beitrag entstand mit der
fachlichen Beratung von Swantje Outzen.
zusätzlich ausgebildete Still- und Laktationsberaterin
und ausgebildete Trageberaterin. Sie wohnt mit ihrer
Familie in Hamburg und arbeitet aktuell
als freiberufliche Hebamme.
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Immer an eurer Seite, Mamas!
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