Nach der Geburt ist alles neu für dein Baby und es sehnt sich zurück in den Mutterleib. Es muss sich komplett umstellen und auch seinen eigenen Rhythmus beim Schlafen finden. Hier einige Tipps, wie du ihm mit deiner Nähe und Gelassenheit dabei helfen kannst.
von Myriam Panard, Stillberaterin IBCLC
So viele Monate hat dein Baby in deinem Bauch verbracht. Erblickt es das Licht der Welt, ist alles komplett neu und ungewohnt, und dein Neugeborenes braucht Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Deshalb sind vor allem die ersten drei Monate nach der Geburt eine große Umstellung für dich und vor allem für dein Kind. Auch seinen Schlafrhythmus muss es erst langsam finden. Dabei ist es vollständig auf dich angewiesen. Es will gekuschelt, geschaukelt und in den Schlaf gewiegt werden. Deine Streicheleinheiten, dein vertrauter Geruch und deine Nähe trösten und beruhigen dein Kind.
Gleichzeitig wirst du von allen Seiten jede Menge Tipps bekommen, wie du deinem Baby am besten in den Schlaf helfen kannst. Diese Ratschläge sind gut gemeint. Nehmen sie jedoch überhand, kannst du dich schnell überfordert fühlen. Oder in dir kommt das Gefühl auf, dass sich deine mütterliche Fähigkeit daran bemisst, ob dein Baby durchschläft oder nicht. Schlafen muss wie auch das Stillen gelernt werden, es ist ein ganz natürlicher Entwicklungsprozess, der für jeden Menschen nach der Geburt beginnt und ein Leben lang anhält. Versuche, alle Vorstellungen davon, wie dein Baby schlafen sollte, loszulassen. Unrealistische Erwartungen schüren nur unnötige Ängste und Sorgen. Vertraue dir und deinem Baby, dass ihr mit der Zeit gemeinsam einen Schlafrhythmus finden werdet.
Wie entwickelt sich der Schlaf meines Babys?
Neugeborene schlafen anfangs insgesamt rund 18 Stunden pro Tag, aber nicht länger als drei Stunden am Stück. Sie wachen tagsüber und auch nachts immer wieder auf. Wenn dein Baby in den ersten Wochen alle zwei bis drei Stunden – manchmal auch öfter – aufwacht, liegt das unter anderem an seinem sehr kleinen Magen. Dein Baby hat Hunger, denn die Muttermilch der letzten Mahlzeit ist längst verdaut. Stille dein Kind, wann immer es danach verlangt. Und je mehr dein Kind wächst, desto größer wird auch sein Magen. Und damit werden auch die Abstände zwischen den Mahlzeiten immer größer. Beobachte dein Kind genau – dann wirst du herausfinden, woran du erkennst, dass es hungrig ist. Vielleicht leckt es sich die Lippen? Vielleicht sucht es nach deiner Brust? Oder es saugt an seinen eigenen Fingern? Jedes Baby äußert seine Bedürfnisse auf seine eigene Art.
Im Laufe des ersten Lebensjahres verändert sich der Schlaf: Säuglinge schlafen nur noch etwa 15 Stunden insgesamt – und das überwiegend nachts. Jedes Baby entwickelt seinen eigenen Schlaf-Wach-Rhythmus [1]. In den ersten drei Monaten haben Babys noch keinen Tiefschlaf, sondern fallen nur in einen leichten Schlaf. Experten sprechen vom sogenannten REM-Schlaf (Rapid Eye Movement). Ab dem dritten Monat hat dein Baby nachts auch Tiefschlafphasen. Es wird abends leichter einschlafen und vielleicht sogar durchschlafen. Eine kürzlich veröffentlichte kanadische Studie zeigt zudem: Es ist normal, dass Babys nachts mehrmals erwachen und nach der Brust verlangen. Den Ergebnissen zufolge wacht mindestens jedes zweite, sechs Monate alte Baby mehrmals innerhalb von acht Stunden auf [2].
Wie findet mein Baby am besten in den Schlaf?
Auch hier gilt: Jedes Kind ist anders. Versuche den biologischen Rhythmus deines Kindes herauszufinden – und zwinge es nicht zu festen Schlafzeiten, wenn es noch nicht so weit ist. Einige Babys schlafen schon mit drei Monaten tief und fest bis zum nächsten Morgen. Andere wachen über viele Monate mehrmals in der Nacht auf und wollen gestillt werden. Versuche es einfach zu akzeptieren, wenn dein Kind dich im ersten Jahr immer wieder nachts aufweckt, das ist ganz normal. Und hilf dir damit, dich am Tag immer mal wieder auszuruhen und kurz zu schlafen. Studien haben gezeigt, dass so ein Kurzschlaf bei einer gestörten Nachtruhe dabei helfen kann, sich tagsüber körperlich und geistig zu erholen [3].
Viele Babys lieben engen Körperkontakt beim Schlafen. Tagsüber kann ein Tragetuch deshalb sehr hilfreich sein. Anders als in einer Wiege hat dein Kind im Tuch ein ähnlich vertrautes Gefühl wie in deinem Mutterleib. Es fühlt sich an die Zeit der Schwangerschaft erinnert, in der du es – eng umhüllt und geschützt von der Fruchtblase – getragen hast. Das Tragen im Tuch reguliert seine Temperatur und Atmung [4], und der enge Körperkontakt stärkt eure Mutter-Kind-Bindung [5]. Trage dein Baby möglichst so, dass du sein Gesicht sehen und seinen Kopf küssen kannst und dass sein Kinn nicht in Richtung Brust gedrückt wird [6].
Wo sollte mein Baby am besten schlafen?
In den ersten Monaten wird dein Baby immer versuchen, das vertraute und sichere Gefühl aus dem Mutterleib wiederzuerlangen: Es möchte dir so nah sein, wie nur möglich. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) empfiehlt daher, dass Babys zumindest in den ersten sechs Monaten in demselben Zimmer schlafen sollten wie die Mutter. Das erleichtere das Stillen und reduziere das Risiko des plötzlichen Kindstodes.
Entweder du baust ihm sein Bettchen oder eine Wiege direkt neben dein Bett. Oder dein Baby schläft mit in deinem Bett oder in eurem Familienbett.
Dabei solltest du einige Sicherheitsregeln beachten [7]:
- Lege dein Baby zum Schlafen auf den Rücken und auf eine feste, flache Matratze.
- Achte darauf, dass es nicht aus dem Bett fallen oder zwischen Bett und Wand eingeklemmt werden kann.
- Entferne alle Kissen, Bettdecken, Decken und andere Gegenstände aus dem Bett, unter denen dein Kind ersticken oder überhitzt werden könnte.
- Lass keine Haustiere ins Bett.
- Lass dein Kind nie allein in einem Bett für Erwachsene.
Du solltest dein Kind nicht mit in dein Bett nehmen, wenn …
… du oder andere Personen in eurer Wohnung rauchen (auch wenn im Schlafzimmer nicht geraucht wird).
… du oder dein Partner Alkohol, Medikamente oder Drogen konsumiert haben, die euch schläfrig machen könnten.
… du auf einem Sofa oder in einem Sessel schläfst. Hier steigt das Risiko eines plötzlichen Kindstods erheblich.
… du besonders übermüdet bist.
… dein Baby vor der 37. Woche geboren wurde oder bei der Geburt weniger als 2,5 Kilogramm gewogen hat.
Die ersten drei Monate im Leben deines Babys werden auch als „viertes Trimester“ bezeichnet, da sie sozusagen noch zur Schwangerschaft dazugehören. Wenn du diese Monate als eine Zeit sehen kannst, in der du dich nun auch außerhalb deines Körpers mit deinem Kind verbindest, werden sich eure inneren Uhren synchronisieren. Du und dein Baby werdet immer vertrauter miteinander, entspannt euch immer mehr und bekommt beide mehr Schlaf und Ruhe. Der Schlafrhythmus deines Kindes wird sich nach und nach einstellen und auch du wirst immer besser schlafen und dich erholen können.
[1] https://www.basisonline.org.uk/normal-sleep-development/
[2] www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30420470
[3] https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/j.1365
[4] www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16252290
[5] www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16252290
[6] http://babyslingsafety.co.uk
[7] www.lullabytrust.org.uSk/safer-sleep-advice/co-sleeping/