In der ersten Woche nach der Geburt Ihres Kindes (gewöhnlich am dritten Tag) fühlen Sie sich möglicherweise niedergeschlagen und weinerlich oder sind leicht gereizt. Diese Stimmungsschwankungen sind auch bekannt als Baby Blues und treten sehr häufig auf. Acht von zehn Frauen bemerken Veränderungen ihrer Stimmung in der ersten Zeit nach der Geburt. Im Normalfall sollte diese Phase innerhalb weniger Tage, manchmal sogar schon nach einigen Stunden überwunden sein.
Bereits die Schwangerschaft ist für den weiblichen Körper und auch für die Seele eine große Herausforderung. Das emotionale Verarbeiten der Geburt ist die nächste große psychische Aufgabe, der Sie sich stellen werden. Stillende Mütter haben ein geringeres Risiko eine nachgeburtliche Depression/Wochenbettdepression zu entwickeln, da beim Stillen das Glückshormon Oxytocin verstärkt ausgeschüttet wird.
Hat sich Ihre Stimmung nach einem Monat nach der Geburt noch nicht gebessert, könnten Sie an einer postnatalen Depression (PND) leiden und sollten den Rat Ihrer Frauenärztin, Hebamme oder Stillberaterin suchen. Eine postnatale Depression kann sich innerhalb der ersten 6 Wochen nach der Geburt entwickeln. Viele Frauen realisieren jedoch nicht, dass sie an einer PND leiden und lassen diese folglich nicht behandeln, obwohl sie sich in ihrem Körper nicht wohl fühlen. Diese Depression kommt häufiger vor als viele denken und betrifft etwa eine von zehn Frauen (diese Rate ist bei jugendlichen Müttern höher). Viele Mütter, die an einer Wochenbettdepression leiden, gestehen sich dies nicht ein, um keine Schwäche zu zeigen. Manche betroffene Frau befürchtet auch, als schlechte Mutter angesehen zu werden. Die Symptome können variieren, stehen aber oft in Zusammenhang mit Ängsten und dem Gefühl, den Alltag mit Baby nicht bewältigen zu können. Diese Symptome weisen auf eine Wochenbettdepression hin:
Die häufigsten Symptome einer Wochenbettdepression:
- Dauerhaftes Gefühl von Traurigkeit
- Antriebslosigkeit und extreme Müdigkeit
- Mut- und Freudlosigkeit gegenüber der Umwelt
Weitere Symptome einer Wochenbettdepression:
- Schlafstörungen, auch wenn das Baby ausreichend schläft
- Schmerzen, die nicht erklärbar sind
- Häufiges und andauerndes Weinen
- Schuldgefühle und Vorwürfe gegenüber sich selbst
- Konzentrationsschwierigkeiten; Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen
- Gedächtnisverlust
- Panikattacken
- Niedriges Selbstbewusstsein
- Sorgen und Unruhe
- Schwierigkeiten, eine Verbindung zum Baby aufzubauen
- Gefühl, sein Leben nicht bewältigen zu können
- Selbstmordgedanken oder Selbstverletzung
- Beängstigende Befürchtungen, das Baby verletzen zu können
- Gefühl, das Baby nicht lieb haben zu können
Eine postnatale Depression kann lähmend wirken und den Alltag stark beeinflussen. Je eher die postnatale Depression jedoch diagnostiziert wird, desto besser kann sie behandelt werden. Die Ausprägung der Depression bestimmt die Art der Behandlung: von Anleitung zur Selbsthilfe, über Gesprächstherapie bis hin zur antidepressiven Medikamenten. Haben Sie das Gefühl, dass Sie selbst oder eine Freundin an einer postnatalen Depression leiden, versuchen Sie, die Person darauf anzusprechen und sie dazu zu bewegen, sich Unterstützung zu suchen. Konsultieren Sie Ihren Hausarzt oder Gynäkologen. Sprechen Sie mit einer Person, die Ihnen nahe steht und Ihre Gefühle verstehen kann. Die Wochenbettdepression ist eine temporäre Erkrankung, sollte aber dennoch behandelt werden, da sie nicht von alleine vorübergeht. Denken Sie daran, dass Sie niemand dafür verurteilt, krank zu sein. Es leiden mehr Mütter daran als Sie vielleicht denken. Übrigens, auch Männer können von einer Wochenbettdepression betroffen sein.
Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Partnerin, eine Verwandte oder Freundin eine Wochenbettdepression hat? Folgende Tipps können helfen:
- Geben Sie ihr die Bestätigung, dass sie eine gute Mutter ist, die ihr Bestes gibt.
- Unterstützen Sie sie im Haushalt, z. B. durch Wäschewaschen, Kochen, Putzen etc.
- Umarmen Sie sie, wenn Sie das Gefühl haben, dass sie Zuneigung braucht.
- Lassen Sie sie weinen und hören Sie ihr zu.
- Nehmen Sie ihre Erkrankung ernst.
- Bestärken Sie sie darin, sich professionelle Hilfe zu holen.
Hilfreiche Links
Hier können Sie zusätzliche Informationen und Hilfe bekommen:
- Schatten und Licht e.V., Selbsthilfegruppe für Frauen mit Wochenbettdepressionen und Wochenbettpsychosen – www.schatten-und-licht.de
- Deutsche Depressionshilfe – www.deutsche-depressionshilfe.de