Nach den ersten turbulenten und tollen Monaten mit deinem Baby wird dich früher oder später die Frage beschäftigen: Wann sollte mein Kind Beikost bekommen? Sicherlich hörst du zu dieser Frage von allen Seiten Unterschiedliches.
Wir haben für dich hilfreiche Tipps zur Beikosteinführung zusammengestellt und erklären dir, was du beachten musst, damit die Beikosteinführung bei euch Zuhause ein voller Erfolg wird.
Beikost einführen – wann geht’s los?
Bis dein Baby sechs Monate alt ist, solltest du es möglichst ausschließlich mit Muttermilch ernähren. Dies empfiehlt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auch wenn dich die vielen bunten Gläschen im Supermarktregal schon anlachen: Es besteht kein Grund zur Eile. Du musst dich nicht an den Altersempfehlungen der Breihersteller orientieren, denn jedes Baby hat sein eigenes Tempo.
In der Regel verändern sich die Bedürfnisse deines Babys ungefähr im Alter von 6 Monaten. Feste Nahrung wird dann interessant und Babys wollen dann alles probieren, was auch ihre Eltern essen.
Anzeichen, dass es mit dem „Abenteuer Essen“ losgehen kann
Essen lernen ist ein sehr wichtiger Prozess im Leben eines Menschen. Gute Voraussetzungen für dein Baby sind eine entspannte Atmosphäre am Familientisch, die Lust am Essen, das Vorbild der Eltern, keine Störungen durch Fernseher oder Radio und die Anwesenheit einer konstanten Bezugsperson während der gesamten Mahlzeit.
An diesen Anzeichen kannst du erkennen, dass du mit deinem Baby langsam ins „Abenteuer essen“ starten kannst:
- Dein Baby kann schon mit wenig Unterstützung aufrecht sitzen und seinen Kopf allein halten.
- Es zeigt Interesse am Essen der Familie und versucht, danach zu greifen.
- Der Zungenstoßreflex, mit dem dein Baby feste Nahrung wieder aus seinem Mund herausbefördert, ist verschwunden.
- Dein Baby kann Dinge greifen und steckt sie sich in den Mund, um sie zu erkunden.
Die ersten Mahlzeiten verlaufen gewöhnlich ruhiger, wenn die Mutter ihrem Baby erst die Brust gibt, sodass der größte Appetit gestillt ist.
Womit geht es los und welche Nahrungsmittel können wann angeboten werden?
Diese Frage bewegt viele Mamas. Das Netzwerk „Gesund ins Leben“[1] empfiehlt, mit einigen Löffeln reinem Gemüsebrei zu starten. Greife am besten auf regionale und saisonale Gemüsesorten und Bioware zurück.
Nach und nach kannst du deinem Baby dann größere Mengen Brei und auch Kartoffeln und Fleisch anbieten. Letzteres ist sogar wichtig, weil sich die Eisenvorräte des Säuglings im zweiten Lebensjahr allmählich erschöpfen und Fleisch ein ausgezeichneter Eisen- und Zinklieferant sowie eine gute Quelle von Vitamin B 12 ist.
Wenn du dein Kind fleischfrei ernähren möchtest, solltest du eisenreiche Gemüse und Vollkorngetreideflocken auswählen und stets mit Obstsäften anreichern, die reich an Vitamin C sind (z. B. Gemüse-Kartoffel-Getreidebrei mit Orangensaft). Nach Empfehlungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kann dein Baby auch ein- bis zweimal in der Woche Fisch bekommen.[2]
Brei selbst kochen oder kaufen?
Hier scheiden sich die Geister. Grundsätzlich gilt: Ob du selbst gekochten oder industriell gefertigten Brei geben möchtest, entscheidest du. Wenn du die Breie selbst kochst, solltest du darauf achten, dass du immer auch Fett zugibst, denn nur so kann der Körper deines Babys fettlösliche Vitamine aufnehmen. Am besten nimmst du dafür etwa 5 Gramm Fett (idealerweise ein kaltgepresstes, reines Pflanzenöl) auf 100 Gramm Babybrei.
Nach etwa vier Wochen solltest du dann auch mit einem Milch-Getreide-Brei beginnen, der meist am Abend gegeben wird. Milchbrei besteht anfangs aus Instantflocken (Hafer-, Reis- oder ähnliche Getreideflocken) und aus Milch (Muttermilch, Pre-Nahrung oder Vollmilch). Später – etwa ab dem achten Lebensmonat – kannst du die Instantflocken dann durch zarte oder kernige Getreideflocken ersetzen, damit dein Kind nun auch das stückige Essen kennenlernt.
Wann gibt es wie viel Beikost?
Nachdem du dein Baby an einen Abendbrei gewöhnt hast, kannst du beginnen, auch Zwischenmahlzeiten zu ersetzen. Der Obst-Getreide-Brei enthält die schon bekannten Getreideflocken und saisonales Obst. Der Hunger deines Babys und euer Tagesablauf entscheiden, ob du ihn vormittags oder nachmittags gibst.
Zwischen dem siebten und neunten Lebensmonat ist es sinnvoll, dem Baby zwei- bis dreimal täglich Beikost anzubieten. Im 10. Lebensmonat sollte das Kind drei- bis viermal am Tag Beikost erhalten. Zusätzlich wird weiterhin nach Bedarf gestillt.
Doch nicht immer halten sich Babys an strenge Ernährungspläne. Du kannst deinem Baby auch individuell Breie anbieten, wenn du merkst, dass es den ein oder anderen Brei nicht mag. Jedes Baby hat sein eigenes Tempo und das ist vollkommen in Ordnung so.
Was gibt es zu trinken?
Im gesamten ersten und zweiten Lebensjahr solltest du neben der Beikost möglichst noch stillen. Auch das empfiehlt die WHO. Wenn du mit der Beikost beginnst, ergänzt du am Anfang eure Stillmahlzeiten mit wenigen Löffeln Brei. Wenn die Breimahlzeiten später größer werden, ersetzen sie die jeweilige Stillmahlzeit.
Spätestens ab dem dritten Brei sollte dein Baby auch Wasser oder ungesüßte Tees trinken – am besten aus einem Becher oder Trinklernbecher. Will dein Baby davon nur wenig trinken, kannst du ihm wasserreiche Lebensmittel wie Melone, Tomaten oder Salatgurke als Fingerfood anbieten. Diese decken neben dem Stillen einen Teil seines Flüssigkeitsbedarfs.
Welche Lebensmittel darf dein Baby NICHT essen?
Es gibt einige Lebensmittel, die du deinem Baby auf keinen Fall zu essen geben solltest:
- Honig, da er den Botulismus-Erreger enthalten könnte
- Rohes Fleisch, rohen Fisch, rohe Eier
- Gepökelte Lebensmittel, da sie einen für Kleinkinder zu hohen Salzgehalt haben
- Salz, scharfe Gewürze
- Zucker, zuckerhaltige Lebensmittel, Süßigkeiten sowie gesüßte Tees, Limonaden und Säfte[3]
- Nüsse, da die Erstickungsgefahr anfangs noch zu groß ist
Was ist Baby-led Weaning?
Wenn du möchtest, dass dein Baby selbstbestimmt isst, oder du merkst, dass dies besser zu ihm passt, empfiehlt sich das Prinzip „Baby-led Weaning“, also das „babygeleitete Entwöhnen“. Dein Baby wählt dabei seine Lebensmittel, die ihm in greifgerechter Größe und weichgekocht serviert werden, selbst aus. Wichtig ist dabei, dass du dein Baby nicht fütterst, sondern es sich sein Essen immer selbst in den Mund steckt. So kann es aufhören zu essen, wenn es satt ist.
Auch weiches, reifes Obst, wie z. B. Birne oder Banane, kannst du deinem Baby als Fingerfood anbieten. Viele Mütter haben Angst, ihr Baby könnte sich an der festen Nahrung verschlucken. Zum Glück ist diese Angst unbegründet, was aktuelle Studien zeigen.[4] Trotzdem solltest du dein Kind beim selbständigen Essen niemals unbeaufsichtigt lassen.
Auch eine Kombination aus Brei und Fingerfood ist durchaus sinnvoll, denn so wird die Kompetenz des Kindes, selbstbestimmt zu essen, unterstützt, und trotzdem erhält es durch die Beikost ausreichend Nährstoffe und Energie.
Achtsames Füttern – einige Tipps
Abschließend haben wir für dich noch einige Tipps gesammelt, wie du achtsam an das Füttern herangehen und dein Baby so bei der Entwicklung eines gesunden Essverhaltens unterstützen kannst.
Geht es in Ruhe an
Die ersten Mahlzeiten sind aufregend und werden von vielen Familien herbeigesehnt. Manchmal möchte das Kind aber noch gar nicht essen. Lasst euch also Zeit. Dein Baby muss das Essen vom Löffel erstmal üben. Die ersten Mahlzeiten sollten darum in Ruhe und nicht unbedingt an einem Tag mit vielen Terminen stattfinden. Stelle das Radio und den Fernseher aus, damit ihr euch voll und ganz auf das Essen konzentrieren könnt.
Kombiniere Stillen und Essen nach den Bedürfnissen deines Kindes
Nicht immer wollen gestillte Babys zuerst den Brei und danach die Brust. Probiere es ruhig auch mal andersherum: Zuerst stillst du dein Baby und zum „Nachtisch“ darf es einige Löffelchen Brei probieren. Ist es gut gelaunt, schmeckt die neue Nahrung oft gleich viel besser.
Unterstütze dein Baby beim Essen
Setze dein Baby auf deinen Schoß und stütze es sanft ab. Bitte füttere es niemals im Liegen. Fülle einen flachen und schmalen Löffel immer voll mit Brei. Das macht das Schlucken einfacher. Achte auf eine angenehme Temperatur des Breies. Lass dein Kind immer sehen, dass der Löffel gefüllt ist und auf seinen Mund zukommt. Öffne ruhig selbst den Mund, wenn dein Baby sein Mündchen nicht weit genug öffnet.
Du kannst deinem heranwachsenden Baby durch einen achtsamen und behutsamen Einstieg in die Beikost den Weg in die leckere Welt des Essens und der Sinneserfahrungen ebnen. Lasst euch dabei Zeit und findet euren eigenen Weg.
Zusammenfassende Tipps zur Beikosteinführung
Wir haben hier noch einmal die wichtigsten Tipps zur Beikosteinführung für dich zusammengefasst – so hast du sie auf einen Blick parat:
- Zwischen dem siebten und neunten Lebensmonat ist es sinnvoll, dem Baby zwei- bis dreimal täglich Beikost anzubieten. Im 10. Lebensmonat sollte das Kind drei- bis viermal am Tag Beikost erhalten. Zusätzlich wird weiterhin nach Bedarf gestillt.
- Die Nahrung fürs Baby musst du weder salzen noch süßen. Auch scharfe Gewürze solltest du vermeiden. Das Baby darf sich ruhig dem puren Geschmack der neuen Nahrung widmen. Je mehr es “pur” kennenlernt, umso besser. Biete deinem Baby verschiedene Nahrungsmittel an, auch mit Pausen. Dein Kind mag noch keinen Brokkoli? Probiere es in zwei Wochen ruhig erneut, vielleicht klappt es dann.
- Sobald dein Kind feste Nahrung zu sich nimmt, sollte ihm auch zusätzliche Flüssigkeit angeboten werden. Geeignet sind Wasser und ungesüßte Tees. Im Alter von 1 Jahr besteht die ideale Flüssigkeitsgabe aus Muttermilch, Wasser, Suppe und hin und wieder aus ungesüßtem Obst- oder Gemüsesaft. Granulat-Tee enthält viel Zucker, solche Kindertees sollest du also unbedingt meiden.
- Ab dem zweiten Lebenshalbjahr gehen die Eisenvorräte des Säuglings zur Neige. Hier kannst du mit Fleisch, einem ausgezeichneten Eisen- und Zinklieferant und einer guten Quelle von Vitamin B12, entgegenwirken. Soll dein Kind fleischfrei ernährt werden, greife auf eisenreiche Gemüse, Säfte und Vollkorngetreideflocken zurück, die du mit Obstsäften anreicherst, die reich an Vitamin C sind.
- Bevorzuge einheimische Obst- und Getreidesorten! Sie sind meist frischer.
- Ein bisschen mehr Bio fürs Baby ist wünschenswert, denn so vermeidest du genverändertes und gespritztes Obst und Gemüse. Ein gutes Beispiel sind Clementinen, die im ökologischen Anbau nicht konserviert werden. Diese darf dein Kind auch mal ungeschält in den Händchen halten und sogar an der Schale lecken. Bei einer gespritzten Clementine ist das sicherlich keine gute Idee.
- Ein vielfältiges Nahrungsangebot und eine gute Esskultur in der Familie unterstützen das Essverhalten deines Babys.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Entdecken…und da die meisten Babys nach dem Essen reichlich vollgekleckert sind, heißt es danach: Ab in die Wanne!
[1] Netzwerk „Gesund ins Leben“, Broschüre: Das beste Essen für Babys.
[2] https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/0-12-monate/beikosteinfuehrung/
[3] Alexy U, Hilbig A: Von flüssig zu fest. Deutsche Hebammenzeitschrift. 2-2020.
[4] L. Fangupo, A. Heath, S. Williams, L. Erickson Williams, B. Morison, E. Fleming, B. Taylor, B. Wheeler, R. Taylor. A Baby-Led Approach to Eating Solids and Risk of Choking Pediatrics Sep 2016, e20160772; DOI: 10.1542/peds.2016-0772.