Etwa 60 % aller Babys entwickeln in ihren ersten Lebenstagen eine Neugeborenengelbsucht (Neugeborenenikterus), die durch einen zu hohen Bilirubinspiegel im Blut verursacht wird. Gelbsucht beim Baby ist meist ungefährlich und verschwindet nach ca. 10-14 Tagen wieder.
Wir erklären dir in diesem Beitrag, wie Gelbsucht bei Neugeborenen entsteht, wann sie behandelt werden muss und ob du einer Neugeborenengelbsucht bei deinem Baby vorbeugen kannst.
Dieser Beitrag enthält folgende Abschnitte:
Wie kommt es zur Neugeborenengelbsucht?
Kurz nach der Geburt hat dein Baby einen natürlichen Überschuss an roten Blutkörperchen, die abgebaut werden müssen. Dabei entsteht als Abfallprodukt ein gelber Farbstoff, das sogenannte Bilirubin, was von der Leber verarbeitet wird. Weil die Leber deines Babys aber noch nicht vollständig ausgereift ist und es nicht schafft, große Mengen von Bilirubin zu verarbeiten, muss sich der gelbe Farbstoff vorübergehend woanders einlagern: in der Haut und den Augäpfeln deines Babys. Die Folge ist ein Neugeborenenikterus – also Gelbsucht, die in einer leichten Form vollkommen normal und ungefährlich ist.
Üblicherweise dauert es maximal 10-14 Tage, bis die Leber deines Babys das Bilirubin vollständig verarbeitet hat und dein Baby wieder eine rosige Hautfarbe hat.
Wie hoch darf der Bilirubinwert beim Baby sein?
Wie hoch der Bilirubinwert bei Neugeborenen sein darf, hängt vom Alter des Babys ab. Die allgemeinen Richtwerte sehen folgende Werte vor:
Alter des Babys |
Bilirubinwert Baby in Milligramm pro Deziliter |
Bis 24 Stunden |
Unter 6 mg/dL |
24-48 Stunden |
Unter 13 mg/dL |
49-72 Stunden |
Unter 15 mg/dL |
3-5 Tage |
Unter 18 mg/dL |
5-7 Tage |
Unter 20 mg/dL |
Über 1 Woche |
Unter 12 mg/dL |
Muss man bei einer Gelbsucht beim Baby zum Arzt?
Wenn dein Baby eine Neugeborenengelbsucht entwickelt, fragst du dich sicherlich, ob du einen Arzt aufsuchen musst. Schließlich möchtest du deinem Baby den bestmöglichen Start ins Leben ermöglichen und es keinem Risiko aussetzen.
In den meisten Fällen ist Gelbsucht bei Neugeborenen eine normale, physiologische und vorübergehende Erscheinung, die nicht behandelt werden muss. Wenn der Bilirubinspiegel beim Baby aber zu hoch ansteigt oder andere Komplikationen auftreten, kann eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich sein. Wenn dein Baby Gelbsucht hat, sollte der Bilirubinwert also regelmäßig von einer Ärztin oder einem Arzt untersucht werden, damit im Ernstfall sofort eine geeignete Behandlung eingeleitet werden kann. Die Beurteilung der Hautfarbe und die Einschätzung der Gelbsucht übernimmt zu Hause deine betreuende Hebamme. Falls sie die Verantwortung nicht mehr tragen kann und den Wert zu hoch einschätzt, wird sie dich an den Kinderarzt verweisen.
Wie wird Gelbsucht beim Baby diagnostiziert?
Durch die Gelbfärbung der Haut und der Augäpfel kann Neugeborenengelbsucht visuell diagnostiziert werden. Zusätzlich wird eine Blutprobe entnommen, um den Bilirubinspiegel zu bestimmen. Der Bilirubinwert beim Baby gibt Aufschluss über den Grad der Gelbsucht und hilft der Ärztin oder dem Arzt bei der Entscheidung über die Notwendigkeit einer Behandlung.
Welche Symptome weisen auf Neugeborenengelbsucht hin?
Es gibt bestimmte Gelbsucht-Symptome, bei denen du wachsam sein solltest. Letztlich kann aber nur eine Ärztin oder ein Arzt eine gesicherte Diagnose stellen. Wenn du den Verdacht hast, dass dein Baby Gelbsucht entwickelt, sprich unbedingt deine Hebamme an und hole bitte umgehend ärztlichen Rat ein.
Folgende Symptome können sich bei einer Neugeborenengelbsucht zeigen:
- Gelbliche Verfärbung der Haut und Gelbfärbung der Augen
- Gelbfärbung des Gaumens und des Zahnfleisches
- Verstärkte Gelbfärbung bei Druck auf die Haut (z. B. Finger oder Nase)
- Veränderungen im Stuhlgang (heller als normal oder farblos)
- Vermehrte Schläfrigkeit oder schwache Saugfähigkeit
- Weniger aktives Verhalten oder Unruhe
- Verminderte Gewichtszunahme oder Probleme beim Stillen
- Schwacher schlaffer Muskeltones im Wachzustand
- Dunkler Urin (wie Tee oder Cola)
- Eventuell eine vergrößerte Leber oder Milz (bei schwereren Fällen)
Wann und wie wird Gelbsucht bei Babys behandelt?
Ob eine Neugeborenengelbsucht behandelt werden muss, hängt sowohl vom Bilirubinspiegel, dem Alter des Babys und seinem allgemeinem Gesundheitszustand ab. Üblicherweise wird Gelbsucht mittels einer Phototherapie behandelt. In schweren Fällen findet eine Blutaustauschtransfusion statt.
Phototherapie
Bei der Phototherapie wird das Baby unter speziellen blauen Lichtern platziert, die dazu beitragen, den Bilirubinwert zu senken, indem sie das Bilirubin in eine ausscheidbare Form umwandeln. Diese Therapie erfolgt normalerweise im Krankenhaus. In dieser Zeit muss das Baby so viel wie möglich unter der blauen Lampe liegen, weshalb die Kuschelzeit mit den Eltern leider sehr kurz ausfällt.
Blutaustauschtransfusion
In schweren Fällen oder wenn die Phototherapie nicht ausreichend wirksam ist, kann eine Blutaustauschtransfusion erforderlich sein. Bei dieser Behandlung wird das Blut des Babys durch frisches Blut ersetzt. Dadurch wird der Bilirubinspiegel schnell und drastisch gesenkt.
Welche Risikofaktoren gibt es bei der Gelbsucht bei Neugeborenen?
Mehr als die Hälfte aller Babys sind von einer Neugeborenengelbsucht betroffen. In den meisten Fällen klingt sie von ganz allein wieder ab, ohne dass eine spezielle Behandlung erforderlich ist. Es gibt allerdings eine Risikofaktoren bei Neugeborenengelbsucht. Zu diesen gehören:
- Frühgeburt: Je früher dein Baby auf die Welt kommt, desto unausgereifter ist seine Leber. Demzufolge kann dein Baby das Bilirubin umso schlechter abbauen, je früher es auf die Welt kommt.
- Antikörper im Blut: Wenn über die Plazenta Antikörper ins Blut deines Babys gelangen, kann es passieren, dass dein Baby die roten Blutkörperchen besonders schnell abbaut und die Leber mit der Verarbeitung des Bilirubins nicht hinterherkommt.
- Blaue Flecken: Einige Babys bekommen während der Geburt den ein oder anderen blauen Fleck bzw. Hämatome. Das führt dazu, dass dein Baby mehr rote Blutkörperchen abbauen muss.
Zudem kann eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr das Risiko für eine Gelbsucht beim Baby erhöhen. Es ist also wichtig, dass dein Baby ausreichend viel trinkt.
Weitere häufig gestellte Fragen
Im Folgenden haben wir für dich häufig gestellte Fragen im Zusammenhang mit Neugeborenengelbsucht gesammelt:
Wie häufig erfolgt die Kontrolle der Bilirubinwerte beim Baby?
In der Regel wird der Bilirubinspiegel bei Neugeborenen regelmäßig überwacht, insbesondere wenn Anzeichen von Gelbsucht vorhanden sind. Die erste Überprüfung erfolgt meist innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt.
Die genaue Häufigkeit der weiteren Überprüfung wird von der behandelnden Ärztin oder vom behandelnden Arzt festgelegt und hängt unter anderem vom Allgemeinzustand des Babys und der ersten Messung des Bilirubinspiegels ab. Ist der Bilirubinwert erhöht, erfolgt eine häufigere Kontrolle der Werte.
Kann Gelbsucht bei Babys gefährlich werden?
Wird eine starke Gelbsucht nicht behandelt, kann es zu einem Kernikterus kommen. Damit ist die Einlagerung des überschüssigen Bilirubins im Gehirn gemeint, was zu Spätfolgen wie Schwerhörigkeit, unkontrollierten Bewegungen, Entwicklungsverzögerungen und weiteren neurologischen Schäden führen kann.
Wie kann ich einer Neugeborenengelbsucht vorbeugen?
Das Risiko für eine Gelbsucht beim Baby lässt sich minimieren, wenn dein Baby ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt und du es tagsüber kurze Zeit dem Sonnenlicht aussetzt – natürlich unter Beachtung aller erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen. Natürliches Sonnenlicht kann nämlich dazu beitragen, das Bilirubin zu senken. Dabei sollte direkte starke Sonneneinstrahlung vermieden werden.
Gelbsucht beim Baby ist meist harmlos
Dass bei Babys vorübergehend eine leichte Gelbsucht auftritt, ist vollkommen normal und erst einmal kein Grund zur Sorge. Wichtig ist, dass der Bilirubinwert bei deinem Baby regelmäßig kontrolliert wird. So kann, wenn das Bilirubin erhöht ist, sofort eingegriffen werden – und dein Baby ist schnell wieder vollkommen gesund.
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