Wie immun dein Kind gegen Krankheiten ist, hängt maßgeblich von seiner Ernährung ab. Stillst du ausschließlich, kannst du bei deiner Ernährung auf Ausgewogenheit achten und so die Qualität deiner Muttermilch beeinflussen. Fütterst du schon zu, gilt auch da: Je gesünder dein Kind isst, umso mehr Abwehrkräfte hat es.
Gerade in der Zeit der Corona-Pandemie sind viele Mütter verunsichert und fragen sich, wie sie das Immunsystem ihres Babys in dieser besonderen Zeit stärken können. Du bist mit deinen Sorgen in dieser Hinsicht nicht allein. Daher haben wir einige wichtige Informationen zu diesem Thema für dich zusammengetragen.
Was ist das Immunsystem und wie funktioniert es?
Das Immunsystem ist ein komplexes Netzwerk aus verschieden körpereigenen Zellen und Eiweißen, das den Körper vor Krankheitserregern schützt. Wenn solche Erreger, also Viren, Bakterien oder andere Keime in den Körper eindringen, werden sie im Blut von den weißen Blutkörperchen erkannt. Es werden Botenstoffe und Antikörper produziert, die die Erreger abwehren und eine Infektion verhindern. Die Abwehrzellen können sich sogar an bestimmte Keime erinnern und diese immer wieder bekämpfen. Das nennt man Immunität.
Babys kommen mit einem unreifen Immunsystem auf die Welt. Jeden Tag entwickelt es sich weiter, denn die Neugeborenen müssen sich mit Keimen ihrer neuen Umgebung auseinandersetzen. Die erste Muttermilch, das Kolostrum, enthält massenhaft Immuneiweiße, die das kindliche Immunsystem unterstützen. Auch die reife Muttermilch stärkt mit ihrer speziellen Zusammensetzung das Immunsystem der Säuglinge.
Die Stärke des Immunsystems deines Babys hängt von verschiedenen Faktoren ab
Wie du das Immunsystem deines Babys und damit seine Abwehrkräfte gegenüber Krankheiten durch die richtige Ernährung stärken kannst, hängt davon ab, wie alt dein Kind ist und ob du noch ausschließlich stillst oder ob es schon Beikost bekommt.
In den ersten sechs Lebensmonaten solltest du dein Baby ausschließlich stillen. Die Muttermilch besteht nicht nur aus wertvollsten, natürlichen Inhaltsstoffen, sie kostet auch nichts und ist immer verfügbar. Das Stillen ist aber auch gut für dich, denn es mindert beispielsweise das Risiko an verschieden Krebsarten oder einer Wochenbettdepression zu erkranken.
Wenn möglich, solltest du dein Baby also unbedingt stillen. Muttermilch enthält neben allen wichtigen Nährstoffen auch Antikörper, bakterienabtötende Enzyme und sogar spezielle Zuckerarten, die die Darmschleimhaut deines Kindes schützen und eine gesunde Flora der Darmbakterien fördern. Solche Prä- und Probiotika schützen den Darm – und damit auch die kindliche Abwehr.[1]
Welche Arten von Muttermilch gibt es?
Es gibt drei Arten von Muttermilch:
Kolostrum
Dies ist eine Art spezielle Neugeborenenmilch, die deine Brust schon in der Schwangerschaft produziert und die in den ersten Tagen nach der Geburt bereitsteht. Sie ist besonders reich an Antikörpern und hilft so, bakteriellen und viralen Infektionen vorzubeugen. Die wertvollen Inhaltsstoffe des Kolostrums fördern die Reifung des Darms, beugen einer Neugeborenen-Gelbsucht vor und können dein Baby vor Allergien schützen. Vitamin A fördert das Sehvermögen und die Bildung einer gesunden Haut.
Übergangsmilch
Mit dem Milcheinschuss, etwa eineinhalb bis vier Tage nach der Geburt, bildet die Brust eine Übergangsmilch, die im Gegensatz zum Kolostrum schon etwas fett- und kohlenhydratreicher ist, aber noch weniger Eiweiße enthält als die reife Muttermilch.
Reife Milch
Acht bis zehn Tage nach der Geburt deines Kindes produziert deine Brust reife Muttermilch. Diese enthält im Vergleich zur Vormilch weniger Eiweiße, aber mehr Milchzucker und Fette. Damit steigt der Kaloriengehalt der Muttermilch. Ihre wichtigsten Inhaltsstoffe sind:
- Proteine, Laktose, Fett
- Vitamin B6, B12 und C
- Mineralien wie Kalium, Kupfer, Natrium, Mangan, Selen und Zink
- Inhaltsstoffe wie Taurin und Schwefel
Diese Inhaltsstoffe deiner Muttermilch stärken besonders das Immunsystem deines Babys:
- Lactoferrin ist ein Eiweiß, das das Wachstum von Bakterien hemmt, Eisen bindet und die Vermehrung krankmachender Mikroorganismen verhindert.
- Es stärkt das Immunsystem und fördert das Wachstum deines Babys.
- Der Bifidus-Faktor verhindert das Wachstum von Pilzen und ermöglicht die Bildung nützlicher Bakterien im Darm.
- Lysozym ist ein Enzym, das Bakterien abtötet.
- Interferone und Lactoperoxidase sind Eiweiße, die sowohl gegen Viren wirken als auch das Wachstum von Bakterien hemmen.
- Immunglobuline wirken gegen Viren wie Grippeviren und HIV-Viren.
- Lymphozyten sind gegen krankmachende Darmbakterien wie z. B. Escherischia coli wirksam.
- Oligosaccharide verhindern, dass sich Bakterien an der Darmwand anlagern.
Wenn es dir aus medizinischen oder anderen dringenden Gründen nicht möglich ist, zu stillen, solltest du versuchen, abzupumpen und dein Baby mit Muttermilch aus der Flasche zu füttern. Hinsichtlich der Zusammensetzung und der Stärkung des Immunsystems gibt es keinen Unterschied zwischen Muttermilch aus deiner Brust oder abgepumpter Muttermilch aus der Flasche.
Übrigens: Wenn du selbst krank sein solltest, bekommt dein Baby über deine Muttermilch alle wichtigen Antikörper, die es für die Abwehr einer Krankheit benötigt. Darum stille unbedingt weiter, auch wenn du erkältet bist oder eine andere Infektion haben solltest. Wenn du unsicher bist, ob weitere Sicherheitsmaßnahmen notwendig sind, nimm bitte Kontakt mit deiner Hebamme oder einer Stillberaterin auf.
Wovon hängt die Qualität meiner Muttermilch ab?
Die individuelle Zusammensetzung deiner Muttermilch hängt von unterschiedlichen Faktoren ab:
- von der Qualität deiner Ernährung (sie sollte gesund, vitaminreich und ausgewogen sein)
- deinem Alter
- dem Alter deines Babys bei der Geburt (z. B., ob es eine Frühgeburt war)
- von deiner Gesundheit (z. B. von einer eventuellen Stoffwechselerkrankung)
- von einer eventuellen Schwangerschaft während des Stillens
- von den Jahreszeiten (z. B. vermindertes Vitamin D im Winter)
Wie kann ich das Immunsystem meines Babys mit der richtigen Beikost stärken?
Nach etwa einem halben Jahr sind viele Babys bereit für die erste Beikost. Allgemein wird empfohlen, auch neben der Beikost bis zum zweiten Geburtstag oder darüber hinaus zu stillen – so lange es dir und deinem Kind Freude bereitet.
Denke beim Füttern daran, dass dein Kind möglicherweise auf einige Lebensmittel empfindlich reagieren kann. Probiere deshalb neue Lebensmittel nach und nach an unterschiedlichen Tagen aus.
Achte außerdem auf eine möglichst zuckerfreie und salzarme sowie ausgewogene Ernährung aus Obst, Gemüse und Eiweißlieferanten. Mögliche Eiweißquellen sind Seefisch und Fleisch vom Rind oder Hühnchen und Hülsenfrüchte.
Darüber hinaus kann eine gute Babypflege zu einem gesunden Immunsystem beitragen, denn gesunde Haut ist weniger anfällig für Infektionen. Auch gesunde Lebensbedingungen, also wenig Stress, ausreichend Bewegung und frische Luft, stärken das Immunsystem deines Babys.
Welche Beikost sollte ich vermeiden?
Wenn du fertige Babybreie verwenden möchtest, achte darauf, dass diese frei von Konservierungsstoffen sind. Es ist wichtig, sich so weit wie möglich von diesen fernzuhalten. Auch eine vegane Ernährung wird nicht empfohlen, da sie verhindert, dass dein Baby alle Nährstoffe erhält, die es für seine Entwicklung benötigt.
Honig ist für Babys bis zum 2. Geburtstag sogar gefährlich, weil er Spuren des Bakteriums Clostridium botolinum enthalten kann. Kuhmilch sollte bis zum ersten Geburtstag nur als Bestandteil von Breien gereicht werden, nicht pur zum Trinken.
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[1] Moossavi, Shirin & Miliku, Kozeta & Sepehri, Shadi & Khafipour, Ehsan & Azad, Meghan. (2018). The Prebiotic and Probiotic Properties of Human Milk: Implications for Infant Immune Development and Pediatric Asthma. Frontiers in Pediatrics. 6. 10.3389/fped.2018.00197